Oertzenweg 19 b
14163 Berlin
+49 30 838 62299 / 62300
pferdeklinik@vetmed.fu-berlin.de
In Ableitung zweier Beobachtungen, dem immer wieder beschriebenen „Klammgehen“ frisch beschlagener Pferde und dem Nachweis der Gefäßauslöschung im Bereich der Huflederhaut durch Druck mittels einer Hufuntersuchungszange, ergab sich die Fragestellung, ob durch einen regelhaft durchgeführten Hufbeschlag mit glatten Eisen und Nägeln eine Kompression der Sohlenrandarterie und ihres Versorgungsgebietes aufgrund des durch den Beschlag direkt einwirkenden Druckes ausgelöst werden könnte und damit Grundlage für diverse akute und chronische Folgen des Hufbeschlags sei. Von den Gliedmaßen von 31 krankheitsbedingt euthanasierten oder verstorbenen hufgesunden Pferden aus dem Patientengut der Pferdeklinik der Freien Universität Berlin wurden insgesamt 71 Präparate der Hufe erstellt. Die Präparate wurden in drei Gruppen eingeteilt: 28 Präparate wurden mit unterschiedlicher Technik beschlagen (feste Nieten, lose Nieten, dünne Sohle), bei 18 Präparaten wurde der vorbestehende Hufbeschlag belassen, und 25 Präparate zuvor unbeschlagener Pferde wurden ohne Beschlag belassen und dienten als Kontrollgruppe. Die Darstellung der Arterien im Sohlenrandbereich erfolgte mittels einer röntgenologischen Kontrastmittelstudie des Hufbeines. Die Angiogramme wurden hinsichtlich einer Unterbrechung der Kontrastmittelfüllung im Verlauf der Sohlenrandarterie untersucht. Mit den vorliegenden Ergebnissen konnte kein Zusammenhang zwischen Gefäßunterbrechungen an der Sohlenrandarterie und dem Hufbeschlag erkannt werden. Von der unbeschlagenen Kontrollgruppe zeigten 12,0% (3/25), aus der Vergleichsgruppe 5,6% (1/18) und aus der Gruppe der experimentell beschlagenen 7,1% (2/28) mindestens eine Unterbrechung der Sohlenrandarterie. Mittels Beschlag mit glattem Eisen und Nägeln und in korrekt ausgeführter Beschlagtechnik konnte am Präparat auch bei dünnen Sohlen keine Komprimierung der Sohlenrandarterie provoziert werden. Die Versuchsanordnung lässt keine Aussage zu, ob unter zusätzlicher Berücksichtigung des Eigengewichts des Pferdes und der Bewegungsbelastung eine durchblutungsrelevante Kompression der Gefäße im Sohlenrandbereich entstehen kann. Ebenso konnten beschlagsbedingte pathophysiologische Gewebsreaktionen nicht berücksichtigt werden, die ihrerseits eine Kompression der Gefäße bzw. eine Mangeldurchblutung auslösen können oder schmerzverursachende Veränderungen bewirken. Gefäßuntersuchungen an lebenden Pferden unter Berücksichtigung aller beeinflussenden Faktoren sowie der Gewebsreaktionen wären notwendig, um die Fragestellung zu klären.