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Freie Radikale werden gebildet, wenn äußere Noxen auf die Haut einwirken. In der Radikalabwehr bilden Antioxidantien eine Schutzkette, die reaktive Sauerstoffspezies (ROS) abbaut und so Schädigungen entgegenwirkt. In der vorliegenden Promotionsarbeit wurden an der Bauchhaut von 7 Menschen, der Haut von 14 Eutern und 6 Schweineohren verschiedene Messungen zur Detektierung der Carotinoide, der Katalase-Enzymaktivität und zum Sauerstoffgehalt in der Haut durchgeführt. Die Untersuchungen wurden am Menschen in vivo und in vitro, an der Haut der Tiere ausschließlich in vitro vorgenommen. Es ist im Rahmen dieser Studien gelungen nachzuweisen, dass die Radikalbildung unter gleichen Stresseinwirkungen in vitro deutlich reduziert ist im Vergleich zur Situation in vivo. Eine weitere bedeutsame Erkenntnis ist, dass in vitro-Untersuchungen nicht geeignet sind, um die Kinetik der Antioxidantien in der Haut des Menschen oder im Tiermodell zu analysieren. Bereits publizierte Literaturergebnisse zum Einfluss von äußeren Stressfaktoren wie UV-Strahlung beziehen sich in der Regel auf Untersuchungen an exzidierter Humanhaut. Die in diesen Versuchsreihen gewonnenen Einsichten scheinen nur die „Spitze des Eisberges“ darzustellen, da unter in vivo-Bedingungen eine eklatant höhere Radikalbildung zu erwarten ist. Diese Erkenntnis, die sich im Zuge der vorliegenden Untersuchungen ergab, sollte zu weitreichenden Konsequenzen im Bereich der Entwicklung von Schutzstrategien gegen UVStrahlung führen. Nicht zuletzt zeigen die zurückliegenden Studienreihen im Rahmen dieser Arbeit, dass Stressfaktoren, die in vivo am Menschen nicht getestet werden sollten, durchaus am Tiermodell untersucht werden können. Ein Beispiel hierfür könnte die Evaluierung des Lichtschutzfaktors bei Sonnenschutzmitteln sein, für welche bisher Menschen einer UV-Exposition ausgesetzt werden, um die Erythemwirksamkeit zu bestimmen. Für diese Tests sollte jedoch weniger die Kinetik der Antioxidantien durch Messungen mit der Raman-Resonanz- Spektroskopie in den Mittelpunkt gerückt werden, da hier keine Korrelation zwischen den Messungen in vivo und in vitro festgestellt werden konnte. Vielmehr sollte in diesem Fall die Bildung der freien Radikale direkt mit einer hochempfindlichen Messtechnik, zum Beispiel der Elektronen-Spin- Resonanz-Technik (ESR), nachgewiesen werden. Zusammenfassend bildet diese Dissertation eine gute Grundlage für die Entwicklung weiterer Forschungswege, um Stressfaktoren, die unter in vivo-Bedingungen nicht getestet werden können, am Tiermodell in vitro zu untersuchen. Die im Rahmen der Arbeit durchgeführten Grundlagen-Untersuchungen zur Wechselwirkung von Antioxidantien und freien Radikalen am Humansystem in vivo und in vitro und am Tiermodell in vitro geben einen Ausblick, dass mit einer sensibleren Technik wie der ESR relevante Einsichten bezüglich der Radikalbildung unter in vivo-Bedingungen gewonnen werden können (HAAG et al., 2011). Aus den erzielten Erkenntnissen ergeben sich neue, verschärfte Anforderungen an die Entwicklung von Schutzmechanismen für die Neutralisation von freien Radikalen, die durch verschiedene Stressfaktoren in der Haut in vivo erzeugt werden.