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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Publikationsdatenbank

    Klinische, labordiagnostische, radiologische Befunde und Verlauf bei 99 Hunden mit Leptospirose 2006 - 2013 (2015)

    Art
    Hochschulschrift
    Autor
    Knöpfler, Stefanie Valentina (WE 20)
    Quelle
    Berlin: Mensch und Buch Verlag, 2015 — VIII, 191 Seiten
    ISBN: 978-3-86387-627-2
    Verweise
    URL (Volltext): https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/11138
    Kontakt
    Klein- und Heimtierklinik

    Oertzenweg 19 b
    14163 Berlin
    +49 30 838 62422
    kleintierklinik@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Die Leptospirose, ausgelöst durch schraubenförmige Bakterien der Gattung Leptospira, ist eine weltweit verbreitete Zoonose, die insbesondere in den letzten Jahren beim Hund aber auch beim Menschen an Bedeutung zugenommen hat („re-emerging infectious disease“). Ziele dieser Studie waren 1) die Analyse der Leptospira-Serogruppenverteilung in den Untersuchungsjahren (2006-2013) sowie die Untersuchung von Zusammenhängen zwischen Serogruppe und Befunden bei Hunden mit klinischer Leptospirose, 2) die Untersuchung der Epidemiologie sowie die Ermittlung haltungsbedingter Risikofaktoren für eine Leptospirose, 3) die Beschreibung der caninen Leptospirose (Klinik, Labordiagnostik, bildgebende Diagnostik und Verlauf der Erkrankung) und 4) die Analyse prognostischer Parameter (klinische, labordiagnostische und bildgebende Befunde) bei Leptospirose-kranken Hunden. 1) Zwischen 4/2006 und 3/2013 wurde bei 526 Hunden mit für Leptospirose verdächtigen Symptomen eine Leptospirendiagnostik durchgeführt und bei 99 Hunden die Diagnose Leptospirose gestellt. Die Diagnose basierte neben dem Mikroagglutinations-Test (MAT; n=55) auf einer positiven Blut-/Urin-Polymerase-Kettenreaktion (PCR; n=22), auf MAT- und PCR-Befunden (n=15) oder positiver histopathologischer Untersuchung (Levaditi-Versilberung; n=7). Der MAT ergab meist hohe Titer gegen die Serogruppen Grippotyphosa (65%), Australis (61%) und Pomona (60%). Die Serogruppenverteilung veränderte sich bei Hunden mit Leptospirose aus dem Raum Berlin/Brandenburg in den letzten sieben Jahren nicht wesentlich. In der serogruppen-spezifischen Analyse hatten Hunde mit Pomona-Infektion am häufigsten eine Thrombozytopenie; radiologische Lungenauffälligkeiten wurden bei Australis/Grippotyphosa-Infektion am häufigsten bemerkt. 2) Die meisten Leptospirosefälle traten in dieser Studie in den feucht-warmen Monaten August bis Oktober auf. Trinken aus Pfützen (67%), ländliche Haltungsform (62%), Freiwasserkontakt (62%) sowie Kontakt zu Wildschweinen und Nagetieren (46%) wurde bei erkrankten Hunden häufig beschrieben. 80% der Hunde waren vor der Erkrankung regelmäßig geimpft worden. 3) Erkrankte Hunde wurden mit Lethargie (96%), Anorexie (88%), Vomitus (85%), Abdominalschmerz (39%), Diarrhö (38%), Oligurie (27%), Dyspnoe (26%), verzögerter kapillärer Rückfüllzeit (18%), blassen Schleimhäuten (17%), Fieber (15%), Hypothermie (15%) und Ikterus (10%) vorstellig. Hämatologische Veränderungen am Vorstellungstag waren meist Anämie (63%), Thrombozytopenie (62%) und Leukozytose (57%). Bei der klinischchemischen Untersuchung fielen erhöhte Harnstoff- (84%) und Kreatininwerte (81%), Leberenzymerhöhung (80%), Hyperbilirubinämie (70%), Hyperphosphatämie (67%), Hyponatriämie (63%) und Hypoalbuminämie (55%) auf. Im Krankheitsverlauf trat meist eine Leukozytose (87%), Anämie (85%) und Thrombozytopenie (75%) auf. Erhöhte Kreatinin- (95%) und Harnstoffwerte (93%), Leberenzymerhöhung (93%), Hyperbilirubinämie (87%), Hyponatriämie (81%), Hypoalbuminämie (80%) und Hyperphosphatämie (75%) waren die häufigsten abnormen Befunde der klinischen Chemie. Glukosurie (77%) und ein erhöhtes Urin-Protein/Kreatinin-Verhältnis (75%) waren häufige Auffälligkeiten der Urinuntersuchung. 57% der Hunde hatten im Krankheitsverlauf radiologische Lungenveränderungen unterschiedlichen Schweregrades. Basierend auf klinischen, labordiagnostischen und radiologischen Befunden hatten die meisten Hunde eine Nieren- (95%) und/oder Lebermanifestation (93%). Eine pulmonale Verlaufsform kam in 57% der Fälle vor. Bei 99% der Hunde war im Krankheitsverlauf mehr als ein Organsystem involviert: Nieren/Leber/Lunge, Nieren/Leber, Nieren/Lunge, Leber/Lunge waren in 49,5%, 41,4%, 5,1% und 3% betroffen. Ein Hund (1%) hatte eine Lebermanifestation. 67 Hunde überlebten, 32 mussten euthanasiert werden oder verstarben. Bei 24 von 32 Hunden (75%) war die Todesursache wahrscheinlich Lungenversagen. Die pulmonale Verlaufsform als eine schwere Komplikation der Leptospireninfektion ging analog zu früheren Studien mit erhöhter Letalität einher. 4) Hunde mit hochgradiger Atemnot (Odds Ratio {OR}=16; p<0,001), hochgradig erhöhten Bilirubin- (OR=6; p=0,001) und Kreatininwerten (OR=5; p=0,001) sowie Grad-3-Veränderungen im Thoraxröntgenbild (generalisiertes hochgradiges retikulonoduläres interstitielles Lungenmuster mit fleckigen alveolären Verdichtungen) (OR=19; p<0,001) hatten ein höheres Letalitätsrisiko als Hunde ohne diese Befunde. Im Hinblick auf eine prognostische Aussage von Befundkombinationen hatten Hunde mit Nieren-, Leber- und Lungenbeteiligung das höchste Letalitätsrisiko (p<0,001). Darüber hinaus ergab die multinomiale logistische Regressionsanalyse für Hunde mit hochgradig erhöhten Kreatininwerten in Kombination mit hochgradiger Thrombozytopenie (OR=4; p=0,006) oder hochgradiger Leberenzymerhöhung (OR=4; p=0,004) ein signifikant höheres Sterblichkeitsrisiko.