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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Ursachen und Schweregrad von Anämien bei Heimtierkaninchen:
    eine retro- und prospektive Studie (2015)

    Art
    Hochschulschrift
    Autor
    Dettweiler, Alexandra (WE 20)
    Quelle
    Berlin, 2015 — V, 155 Seiten
    Verweise
    URL (Volltext): https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/9543
    Kontakt
    Klein- und Heimtierklinik

    Oertzenweg 19 b
    14163 Berlin
    +49 30 838 62422
    kleintierklinik@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Ziel dieser Arbeit war es zum einen, laboreigene Referenzbereiche hämatologischer Parameter bei Heimtierkaninchen (Oryctolagus cuniculus) zu erfassen. Dabei wurde spezielles Augenmerk auf den maschinellen Hämatokrit sowie auf die absoluten Retikulozytenzahlen gelegt. Zum anderen sollten Ursachen und Schweregrad von Anämien beim Heimtierkaninchen untersucht werden. Der laboreigene Referenzbereich für den maschinellen Hämatokrit von 68 gesunden Heimtierkaninchen lag zwischen 0,33 und 0,45 l/l. Der ermittelte Referenzbereich für manuell gemessene Retikulozytenzahlen bei 60 gesunden Heimtierkaninchen war sehr breit und betrug zwischen 57.623 und 407.384 Retikulozyten/µl (0,91–7,75 %). In die Anämiestudie wurden alle Kaninchen mit einem Hämaokrit von ≤ 0,32 l/l aufgenommen. In einem Zeitraum von elf Jahren (2000–2011) wurden retro- und prospektiv 223 Heimtierkaninchen mit einer Anämie ausgewertet. Die Einteilung der Anämien erfolgte anhand der Ursache und des Schweregrades. Als geringgradig wurden Anämien mit einem Hämatokrit zwischen 0,32 und 0,26 l/l bezeichnet. Mittelgradige Anämien lagen bei Hämatokritwerten zwischen 0,25 und 0,19 l/l vor und als hochgradig galt eine Anämie mit einem Hämatokrit unter 0,19 l/l. Die häufigsten Ursachen für Anämien waren Entzündungen (65/223, 29 %) und Blutungen (54/223, 24 %). Bei 7 % (15/223) der Kaninchen wurde eine Nierenerkrankung festgestellt und ein Kaninchen litt an einer Hämolyse auf Grund einer Leberlappentorsion. In 32 Fällen (14 %) wurden gleichzeitig mehrere Diagnosen wie z. B. Blutungen und Entzündungen gestellt, die ursächlich für die Anämie sein konnten. Bei 25 % (56/223) der Kaninchen blieb die Ursache der Anämie unklar. Die Zuordnung zu den hämolytischen Anämien gestaltete sich auf Grund fehlender Einteilungskriterien schwierig. Eine immun-mediierte hämolytische Anämie konnte nicht nachgewiesen werden. Der Großteil der Anämien war geringgradig ausgeprägt (156/223, 70 %). Mittelgradige (43/223, 19 %) und hochgradige Anämien (24/223, 11 %) kamen seltener vor. Ein signifikanter Unterschied im Schweregrad der Anämien auf Grund von Entzündungen, Blutungen und Nierenerkrankungen wurde nicht festgestellt (p = 0,08). Eine Unterteilung in regenerative und nicht-regenerative Anämien, wie sie bei Hund und Katze vorgenommen wird, gestaltete sich bei Kaninchen auf Grund der physiologisch hohen Reikulozytenzahlen im peripheren Blut bei gesunden Kaninchen schwierig. Bei den anämischen Kaninchen unterschied sich die Spanne der gemessenen Retikulozytenzahlen mit 15.360 bis 536.500 Retikulozyten/µl nur geringfügig von denen der gesunden Heimtierkaninchen. Daher muss beim einzelnen Kaninchen der Verlauf der Retikulozytenzahl beurteilt werden, um eine Entscheidung über die Regenerationsfähigkeit treffen zu können. Bei der klinisch-chemischen Blutuntersuchung konnte bei den Kaninchen mit Blutungsanämien ein signifikant erniedrigter Gesamteiweißgehalt im Vergleich zur Gruppe der Anämien auf Grund von Entzündungen festgestellt werden (p < 0,001), auch wenn der Median im Referenzbereich lag. Schlussfolgernd lässt sich sagen, dass die Anämie bei Kaninchen ebenso wie bei Hund und Katze ein häufig festgestellter Laborbefund war, auch wenn sie oft einen Nebenbefund darstellte.