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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Untersuchung von Einflussfaktoren auf die Menge, Qualität und den Calciumgehalt des Erstkolostrums bei Holstein Friesian (2015)

    Art
    Hochschulschrift
    Autor
    Klingbeil, Maria (WE 18)
    Quelle
    Berlin: Mensch und Buch Verlag, 2015 — VII, 204 Seiten
    ISBN: 978-3-86387-601-2
    Verweise
    URL (Volltext): https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/12429
    Kontakt
    Nutztierklinik

    Königsweg 65
    14163 Berlin
    +49 30 838 62261
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    Abstract / Zusammenfassung

    Ziel dieser Arbeit war die Untersuchung von Einflussfaktoren auf die Menge, Qualität und den Calciumgehalt des Erstkolostrums bei Holstein Friesian Kühen mit Schwerpunkt auf dem Zusammenhang und der Wirkstärke. Es sollten die Hypothesen geprüft werden, dass die Laktationszahl der wichtigste Einflussfaktor auf Menge, Qualität und Calciumkonzentration der Kolostrummenge ist und ob die Kolostrummenge ein ätiologischer Faktor bei der Entstehung der Gebärparese darstellt. Weiterhin sollte das Zusammenspiel von Kolostrummenge und Qualität näher beleuchtet und die Möglichkeiten und Grenzen der Beeinflussung aufgezeigt werden. Dazu wurde von April 2012 bis März 2013 eine Beobachtungsstudie auf einem kommerziellen Milchviehbetrieb (2177 Holstein Friesian, durchschnittliche Jahresmilchleistung ca. 11.300 kg, Fettgehalt 3,9 %, Proteingehalt 3,3 %) durchgeführt. Die Menge des Erstkolostrums wurde innerhalb einer halben Stunde nach der Kalbung mit einer Kannenmelkanlage bestimmt. Die Immunglobulinkonzentration wurde refraktometrisch geschätzt und die Calciumkonzentration in einem externen Labor gemessen. Für die Bestimmung von Calcium, Phosphor, Freien Fettsäuren (NEFA) und ß-Hydroxybutyrat (BHB) wurde am Tag der Kalbung, einen Tag sowie 7 Tage post partum eine Blutprobe an der Vena coccygea entnommen. Zur Konditionsbestimmung wurde die Rückenfettdicke per Ultraschall zum Trockenstellen (6 Wochen a.p.), zum Umstallen in die Vorbereitergruppe (2 Wochen a.p.), einen Tag p.p., zum Ausstallen in die Leistungsgruppen (2 Wochen p.p.) sowie 6 Wochen p.p. gemessen. Darüber hinaus wurden die Tagesmilchmengen an den Melktagen 1 bis 7, die mittleren Milchmengenleistungen an den Melktagen 7, 14, 21, 28, 35, 42 sowie die 100-Tage-Milchleistung erfasst. Es wurden außerdem Daten zur Kalbung (Kälbergeschlecht, -anzahl, -gewicht, Geburtsverlauf, Totgeburten) sowie Laktationszahl, Kuhvater, Trächtigkeitsdauer, Erstkalbealter, Dauer der Trockenstehphase, Fruchtbarkeitskennzahlen der Vorlaktation (Güstzeit, Anzahl der Besamungen) sowie Erkrankungen in der Trockenstehphase und 3 Tage post partum in die Auswertung aufgenommen. Die Daten wurden mit Hilfe der Varianzanalyse, Korrelationsanalyse sowie der multiplen linearen Regressionsanalyse auf Zusammenhänge und Einflussfaktoren stufenweise ausgewertet. Die durchschnittliche Kolostrummenge lag bei 5,6 kg mit einer Ig- Konzentration von 65,6 g/l und einer Calciumkonzentration von 2386 mg/l. Die Auswertung ergab, dass eine Vielzahl von Einzelfaktoren Einfluss auf die Menge des Erstkolostrums nehmen. Trotzdem konnte mit Hilfe der untersuchten Einflussfaktoren nur ¼ der Variabilität der Kolostrummenge erklärt werden. Der in der Arbeitshypothese dominierende Einfluss der Laktationszahl wurde nicht bestätigt. Vielmehr wird der Effekt der Laktationszahl durch andere, stärker wirkende Faktoren aufgenommen. Starke Faktoren sind die Milchmengenleistung in der Folgelaktation, Erkrankungen nach der Kalbung, die Dauer der Periode vom Trockenstellen bis zum Einstallen in die Vorbereitergruppe, der Kuhvater (Genetik) und das Gewicht des Kalbes. Es konnte kein Zusammenhang zu der Calciumkonzentration peripartal im Blutserum nachgewiesen werden. Damit kann die Kolostrummenge als ätiologischer Faktor bei der Entstehung einer Hypokalzämie oder Gebärparese ausgeschlossen werden. Durch Selektion auf eine hohe Milchleistung und durch den Einsatz von Bullen, deren Töchter eine gute Milchleistung besitzen, kann auch auf hohe Kolostrummengen selektiert werden. Bei Betrieben mit guter Kolostrumqualität ist der Effekt der Verdünnung der Immunglobuline nicht groß genug, damit es zu einer merklichen Verschlechterung der Ig-Konzentration kommt. Ein Ausschluss des Kolostrums aufgrund seiner Menge ist deshalb abzulehnen. Eher schwere Kälber bewirken eine Zunahme der Kolostrummenge. Eine Selektion auf ein hohes Geburtsgewicht ist aber in Hinblick auf Risiken des Geburtsverlaufs nicht zu empfehlen. Die wichtigsten Einflussfaktoren auf die Kolostrumqualität sind die Genetik und die Kolostrummenge. Zwar kann mit Hilfe der untersuchten Einflussfaktoren fast die Hälfte der Variation der Kolostrumqualität erklärt werden. Die Möglichkeit einer merklichen Verbesserung der Ig-Konzentration über einzelne Faktoren, wie die Trockenstehdauer, ist jedoch gering. Es zeigt sich, dass Zweitlaktierende die niedrigste Ig-Konzentration im Kolostrum aufweisen, der Einfluss der Laktationszahl konnte in der multiplen Regression jedoch nicht bestätigt werden. In Betrieben mit gutem Management ist die Kolostrumqualität bei Holstein Friesian sehr hoch. Auch die Calciumkonzentration im Kolostrum kann nur zu 25 % von den untersuchten Einflussfaktoren erklärt werden. Die mittlere Milchmenge der ersten Woche post partum und die Kondition zum Trockenstellen haben den stärksten Zusammenhang. Obwohl die Quelle für den Calciumgehalt im Kolostrum der Calciumgehalt im Serum ist, gibt es keine signifikante Korrelation. Die Transportwege von Calcium vom Blut in die Alveolarzelle der Euterdrüse und durch die Zelle in das Kolostrum sind sehr komplex und noch nicht hinreichend geklärt. Beziehungen und Wechselwirkungen zu anderen Kolostruminhaltsstoffen wie der Gehalt von Immunglobulinen müssen noch näher erforscht werden.