Königsweg 69
14163 Berlin
+49 30 838 62551 / 52790
lebensmittelhygiene@vetmed.fu-berlin.de / fleischhygiene@vetmed.fu-berlin.de
Diese Studie behandelt das Auftreten von thermophilen Campylobacter- Keimen, Listeria, Escherichia coli, Yersinia enterocolitica und Salmonella in einem Schafschlachtbetrieb in Brandenburg. Es war zu prüfen, wie weit diese Erreger innerhalb des Schlachtbetriebs und über den Fleischgewinnungsablauf verschleppt werden. Gleichzeitig sollte ein möglicher Zusammenhang mit den zugehörigen Schafhaltungsbetrieben ermittelt werden. Die Untersuchungen wurden im Zeitraum von Juli 2008 bis August 2009 durchgeführt. Insgesamt wurden 423 Proben von 14 Ausfahrten gewonnen, 320 Proben mittels Stanze an vier Prozesspositionen und an fünf Stellen am Tierkörper (vor der Enthäutung, nach der Enthäutung, nach der Evisceration und im Kühlraum) sowie 103 Umgebungsproben mittels Tupfer (Boden im Sammelstall, Fellabzugsmaschine, Ablage der Tierkörper nach dem Abziehen des Vlieses, Türgriff innen im Kühlraum, Wand im Kühlraum und Messer). Die Proben wurden qualitativ auf Campylobacter, Listeria, E.coli, Yersinia und Salmonella getestet. Quantitativ wurden auf die Gesamtkeimzahl- und auf Enterobacteriaceae geprüft. An Campylobacter- Isolaten wurden Verfolgsuntersuchungen mittels PFGE (Enzym Kpn-I) und E.coli- Isolaten mittels PCR durchgeführt. Ergebnisse: Allgemeine Hygiene Für Stanzproben lagen die Durchschnittswerte für die GKZ bei log10 3,79 KbE/cm2, für Enterobacteriaceae bei 1,58 KbE/cm2. Im Prozessverlauf wurde ein Anstieg der Keimzahl bis zur Kühlung (Prozessposition 4) beobachtet. Die Belastung der Tierkörperstellen war, bezogen auf GKZ und Enterobacteriaceae, signifikant unterschiedlich und abhängig von der Prozessposition. Zoonoseerreger Thermophile Campylobacter, Listeria spp. und E.coli traten in 20,1 %, 11,1 % und 60,1 % aller Proben (Stanz- und Umgebungsproben) auf. Yersinia enterocolitica und Salmonella wurden nicht gefunden. Campylobacter wurde mittels konventioneller Technik in 20,1 % (85 von 423) der gesamten Proben nachgewiesen, die höchste Präsenz fand sich in den Proben des Sammelstalles (68,2%). Campylobacter wurde nicht nachgewiesen in Steribecken, am Türgriff und an der Wand im Kühlraum. Auf den Tierkörpern war die Prävalenz im Kühlraum (27,5 %) am höchsten. Die gewonnenen Isolate wurden mittels konventioneller und molekularbiologischer Techniken weiter differenziert. Vor allen C.jejuni (71,3 % /55,7 %), C.coli (23,8 % / 11,4 %) und C.lari (5,0 % / 14,8 %) wurden nachgewiesen. Listeria wurde in 11,1 % (47 von 423) aller Proben nachgewiesen, mit höchster Präsenz in den Proben des Sammelstalles (27,3 %). Nicht nachgewiesen wurde Listeria in Steribecken, am Türgriff, an Wänden im Kühlraum sowie auch auf der Ablage der Tierkörper nach dem Entvliesen. In der Fleischgewinnungslinie lag die höchste Prävalenz vor der Enthäutung (12,5 %) und im Kühlraum (12,5 %). Die gewonnenen Isolate teilen sich auf in L.ivanovii (57,4 %; 27 von 47), L.denitrificans (27,7 %; 13 von 47), L.monocytogenes (8,5; 4 von 47 %) und ein Isolat L.innocua (2,1 %; 1 von 47). E.coli wurde in 60,1 % (254 von 423) aller untersuchten Proben isoliert, am häufigsten vom Boden des Sammelstalles und von den Fellabzugsmaschinen- Proben (je 100,0%). In der Fleischgewinnungslinie war die Prävalenz im Kühlraum am höchsten (72,5 %). Bei den Campylobacter-Isolaten konnten mittels PFGE an unterschiedlichen Probenqualitäten Zusammenhänge dargestellt werden: Innerhalb einer Ausfahrt und auch über verschiedene Ausfahrten hinweg gaben die Bandenmuster Hinweise auf das Auftreten von Campylobacter gleicher genetischer Ausprägung. Eine Übertragung von Campylobacter aus unterschiedlichen Beständen in den Schlachtbetrieb und die Schlachtlinien hinein ist nicht ausgeschlossen. Campylobacter, Listeria und E.coli wurden allgemein nachgewiesen, vor allem aber in den Proben des Wartestalls, was ebenfalls auf eine Verschleppung aus den Herden in den Schlachtbetrieb hinweist.