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Chlorophylllose, Hefe-ähnliche Mikroalgen der Gattung Prototheca (P.) sind die einzigen bekannten Pflanzen, welche infektiös für Menschen und Tiere sein können. Bis heute sind 5 verschiedene Spezies beschrieben, wobei Prototheca zopfii Genotyp 2 ursächlich für die Protothekenmastitis von Milchkühen und für die sporadisch auftretende Protothekeninfektion beim Hund ist. Das klinische Erscheinungsbild betroffener Hunde ist häufig assoziiert mit einer hämorrhagischen, therapieresistenten Enterokolitis, welche später in der Generalisierung der Erreger mit okularen und zentralnervösen Störungen vergesellschaftet ist. Da die Hundeprotothekose in den meisten Fällen durch P. zopfii Genotyp 2 ausgelöst wird, war die Zielstellung der vorliegenden Arbeit die Entwicklung eines ELISA-Testsystems, zum Nachweis von Prototheken- spezifischen Antikörpern der Gattung P. zopfii Genotyp 2 in Hundeseren und darauf aufbauend anschließend die Ermittlung der Prävalenz von Protothekeninfektionen in einer größeren Hundepopulation. Hierzu wurden 363 Hunde aus der Patientenklientel der Kleintierklinik der FU Berlin kulturell und serologisch untersucht. Eingeteilt in 3 Gruppen beinhaltete Gruppe 1 (n=236) als Kontrollgruppe gesunde Hunde, akut erkrankte und orthopädisch erkrankte Patienten sowie Hunde mit nachgewiesenen benignen Neoplasien. Gruppe 2 (n=65) umfasste Hunde mit gastrointestinaler Symptomatik und Gruppe 3 (n=62) involvierte eine Gruppe von Hunden mit chronischen, malignen bzw. immun- mediierten Erkrankungen ohne gastrointestinale Symptome. Zunächst konnte ein indirektes ELISA-Testsystem entwickelt und etabliert werden, mit dem der Nachweis von P. zopfii Genotyp 2-spezifischen Antikörpern bei enteritischen, an Protothekose erkrankten Hunden gelang. Dabei wies der entwickelte ELISA mit einer Spezifität und Sensitivität von jeweils 100 % eine sehr gute diagnostische Eignung auf. Im Rahmen des in dieser Studie untersuchten Patientenkollektivs konnte die canine Protothekose sowohl kulturell als auch serologisch bei zwei Hunden (Fälle FU 1 und FU 2) nachgewiesen werden. Dies entspricht einer Prävalenz von 3,1 % der enteritisch erkrankten Hunde der Gruppe 2. Bei Hunden der Kontrollgruppe 1 und bei chronisch, maligne bzw. immun-mediiert erkrankten Hunden (Gruppe 3) konnten keine Prototheken in den Fäzes oder Prototheken-Antikörper im Blutserum nachgewiesen werden. Infolge der in dieser Studie nachgewiesenen Prävalenz der caninen Protothekose von 3,1 % bei enteritisch erkrankten Hunden, sollte die Protothekeninfektion beim Enteritisgeschehen des Hundes, und hier insbesondere bei therapieresistenten, chronischen, hämorrhagischen Enteritiden, differentialdiagnostisch berücksichtigt werden. Aufgrund der intermittierenden Erregerausscheidung in den Fäzes und der damit verbundenen Gefahr möglicher falsch negativer Kulturbefunde kann der serologische Nachweis von Prototheken-spezifischen Antikörpern, verglichen mit den bisherigen diagnostischen Möglichkeiten, von großem Nutzen sein. So ermöglicht der entwickelte indirekte Prototheken-ELISA eine schnelle und sichere Identifikation von an Protothekose erkrankten Hunden.