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Die orthotope Lebertransplantation (OLT) stellt den Goldstandard bei der Therapie terminaler Lebererkrankungen dar. Die zum Transplantaterhalt obligate Immunsuppression geht mit einer Bandbreite an unerwünschten Nebenwirkungen einher und schränkt die Langzeitergebnisse der OLT dadurch maßgeblich ein. Eines der Hauptprobleme der Ganzorgantransplantation ist des Weiteren der ausgeprägte Mangel an geeigneten Spenderorganen. Die Hepatozytentransplantation ist eine vielversprechende alternative Therapieoption bei irreversiblen Leberschäden und wurde bereits in klinischen Studien untersucht. Ziel des vorliegenden Promotionsvorhabens ist die Kombination einer allogenen Lebertransplantation mit der Transplantation autologer Leberzellen. Die Isolierung geeigneter Spenderzellen aus den erkrankten Explantaten der Patienten hat den Vorteil des Erhalts autologer metabolisch aktiver Hepatozyten und idealerweise zusätzlich exprimierter hepatischer Progenitorzellen (hepatic Progenitor Cells, hPC). Eine gemeinsame Transplantation dieser Zelltypen (combined Liver Cell Transplantation, cLCTx) begünstigt die Integration der Leberzellen in das Wirtsparenchym und ermöglicht die erfolgreiche Repopulation der allogenen Spenderleber. Es wird postuliert, dass es durch das Engraftment der transplantierten Leberzellen zur teilweisen „Autologisierung“ des Lebertransplantats kommt und dadurch eine Reduktion der Immunsuppression möglich ist. Ziel dieser Studie ist die Generierung eines in vivo rejektionsfreien Neo-Hybriden Lebertransplantats (NHL). Um diese Hypothese zu untersuchen und eine Grundlage für die spätere klinische Umsetzung zu schaffen, soll das Konzept des NHL im Rattenmodell etabliert werden. Um die generelle Durchführbarkeit zu überprüfen wurde eine allogene Lebertransplantation einer, zuvor mit dem leberspezifischen Mitose- Inhibitor Retrorsin vorbehandelten, weiblichen Dark Agouti-Spenderleber in eine weibliche Lewis-Empfängerratte vorgenommen. Zusätzlich zu dem allogenen Lebertransplantat erhielt das weibliche Empfängertier eine kombinierte Transplantation syngener Hepatozyten und hPC eines männlichen Lewis- Zellenspenders. Die Proliferationsstimulation der metabolisch aktiven Hepatozyten und hPC erfolgte durch eine Vorbehandlung des Zellspenders mit 2 -Acetyl-Aminofluorene (2-AAF) in Kombination mit einer 60%-igen Leberteilresektion (Partial Hepatectomy, PH). Die cLCTx in das Milzparenchym erfolgte entweder direkt im Anschluss an die OLT (intraoperativ) oder zeitversetzt in einem Abstand von maximal 24 h zur Lebertransplantation. In Anschluss an die kombinierte Leber- und Leberzelltransplantation (cLTx) erhielten die Empfängertiere eine konstante Immunsuppression mit Cyclosporin A (CsA). Durch die selektive Blockade des Zellzyklus in der allogenen Spenderleber, soll es zum umfangreichen Engraftment der syngenen Hepatozyten und hPC und somit zur erfolgreichen Repopulation im Sinne eines NHL kommen. Zum Nachweis der Integration der transplantierten Leberzellen in das Parenchym des allogenen Transplantats wurden immunhistologische Markierungen der hPC- spezifischen Oberflächenantigene Thy-1, OV-6 und EpCam vorgenommen. Außerdem erfolgte anhand der immunhistologischen PCNA-Färbung eine Proliferationsanalyse der transplantierten Leberzellen als Bestätigung des Engraftments. Für die Detektion der syngenen Hepatozyten und hPC im weiblichen Lebertransplantat wurde eine Fluoreszenz in situ Hybridisierung (FisH) zum Nachweis der Y-Chromosomen-positiven Zellkerne zu festgelegten Zeitpunkten (Tag 8, 15, 30 und 90) nach der cLTx durchgeführt. Über den Beobachtungszeitraum zeigte sich eine kontinuierliche Zunahme des prozentualen Anteils Y-Chromosomen-positiver Kerne im Lebergewebe mit 7,75 % +/- 0,79 % SEM an Tag 8, 7,97 % +/- 0,85 % SEM an Tag 15, 10,20 % +/- 0,91 % SEM an Tag 30 und 19,61 % +/- 0,78 % SEM an Tag 90 nach der cLTx. Die erfolgreiche Repopulation des allogenen Lebertransplantat durch die transplantierten syngenen Hepatozyten und hPC zeigte sich anhand des im Zeitverlauf zunehmenden prozentualen Anteils der mittels FisH nachgewiesenen transplantierten Leberzellen. Im Vergleich zu den übrigen Gruppen zeigte Gruppe D (längster Beobachtungszeitraum mit 90 Tagen) jeweils einen signifikant unterschiedlichen prozentualen Mittelwert der YChromosomen- positiven Zellkerne mit einem p-Wert < 0,001. Die Überlebensrate von 75,86 % bei 29 durchgeführten cLTx belegt die erfolgreiche Etablierung dieses Rattenmodells. Der durch die cLTx erworbene syngene Charakter des Neo-Hybriden Lebertransplantats macht dieses innovative Rattenmodell zu einer vielversprechenden Grundlage für die zukünftige Untersuchung der Induktion einer operativen Toleranz.