zum Inhalt springen

Fachbereich Veterinärmedizin


Service-Navigation

    Publikationsdatenbank

    Optimierung der Parasitenbekämpfung bei Weidehaltung von Rindern (2013)

    Art
    Hochschulschrift
    Autor
    Fahrenkrog, Jana (WE 13)
    Quelle
    Berlin: Mensch und Buch Verlag, 2013 — XI, 121 Seiten
    ISBN: 978-3-86387-369-1
    Verweise
    URL (Volltext): https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/2261
    Kontakt
    Institut für Parasitologie und Tropenveterinärmedizin

    Robert-von-Ostertag-Str. 7-13
    14163 Berlin
    +49 30 838 62310
    parasitologie@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Magen-Darm-Strongyliden sind in der gemäßigten Klimazone sowie weltweit verbreitete Nematoden des Rindes. Am häufigsten kommen die Spezies Cooperia oncophora undOstertagia ostertagi vor, welche den Labmagen sowie den Dünndarm der Tiere besiedeln. Dies ist in der Regel bei allen Rindern mit Weidegang der Fall. Die Verbreitung von Anthelminthika-Resistenzen gewinnt mittlerweile auch im Rinderbereich zunehmend an Bedeutung. In Europa, Neuseeland und Südamerika wurden bereits verminderte Wirksamkeiten von Anthelminthika in Rinderherden beschrieben. Aus diesem Grund sollte die strategische Herdenbehandlung durch alternative Bekämpfungsstrategien ersetzt werden. In der vorliegenden Arbeit wurden Schwellenwerte für bereits entwickelte Parameter für die Anwendung von Targeted Selective Treatment und Targeted Treatment bei erstsömmrigen Rindern erprobt; die Entscheidungskriterien für eine gezielte Verabreichung von Anthelminthika an behandlungswürdige Tiere waren hierbei entweder eine Kombination von einer hohen Eizahl pro Gramm Kot (≥ 250) und einer geringen Tageszunahme (≤ 250 Gramm/Tag) bezogen auf den letzten Beprobungstermin oder eine hohe Eizahl pro Gramm Kot (≥ 250) in Kombination mit einem sinkenden Body Condition Score. In der Weidesaison 2010 wurden zwei Gruppen nach unterschiedlichen Strategien (Targeted Selective Treatment und Kontrolle) behandelt und von Mai bis November in 14tägigem Abstand beprobt; an jedem Termin wurden die Tiere gewogen, der Body Condition Score nach Edmonson et al. (1989) wurde bestimmt und es wurden Kot- sowie Blutproben genommen. Die Kotproben wurden mittels Sedimentations- sowie Auswanderungsverfahren untersucht und mit einer modifizierten McMaster-Methode analysiert, um die Eizahl pro Gramm Kot auf Einzeltierbasis bestimmen zu können. Mit Hilfe verschiedener Serum-Enzyme Linked Immunosorbent Assay wurden die Blutproben auf Antikörper gegen den Leberegel, Fasciola hepatica, und den Lungenwurm, Dictyocaulus viviparus, untersucht. In der Weidesaison 2011 wurde dieser Versuch mit modifiziertem Aufbau wiederholt. Es wurde jeweils eine Gruppe erstsömmriger Rinder nach der Strategie des Targeted Selective Treatment und des Targeted Treatment behandelt, sowie eine Kontrollgruppe regelmäßig entwurmt. Die Probennahme erfolgte während der Weidesaison von Mai bis November, wie im Vorjahr, in 14tägigen Abständen. Die statistische Auswertung des Projektes hat ergeben, dass trotz eines erheblich verringerten Anthelminthikaeinsatzes keine signifikanten Unterschiede in der Gewichtsentwicklung der Gruppen auftraten. Außerdem bleibt festzustellen, dass während des Versuches bei den erstsömmrigen Rindern zu keinem Zeitpunkt klinische Erscheinungen auftraten, welche auf eine parasitäre Erkrankung hindeuteten. Die Eiausscheidung der Rinder war in beiden Versuchsjahren niedrig. Durch die Einsparung von Anthelminthika wurden auch die Behandlungskosten deutlich reduziert. Das Körpergewicht der Rinder korrelierte in beiden Versuchsjahren stark positiv mit dem Body Condition Score; dieses Verfahren kann folglich bei der Konditionsbeurteilung erstsömmriger Rinder eingesetzt werden. Während der Versuchsdurchführung wurde bei den Erstsömmrigen sowohl in der Weisesaison 2010 als auch in der Weidesaison 2011 eine verminderte Wirksamkeit von Makrozyklischen Laktonen festgestellt. Das Vorliegen einer Anthelminthikaresistenz gegenüber Makrozyklischen Laktonen wurde mittels Eizahlreduktionstest und Larvenmigrationsinhibitionstest bestätigt. Der Eizahlreduktionstest für die Wirkstoffe aus der Gruppe der Benzimidazole ergab keinerlei Hinweise auf das Vorliegen einer Resistenz. Mit Hilfe aus den einzelnen im Larvenmigrationsinhibitionstest entstandenen Fraktionen gewonnener Desoxyribonukleinsäure wurde eine qualitative Polymerase-Kettenreaktion zur Detektion von Cooperia oncophora und Ostertagia ostertagi durchgeführt. Es zeigte sich, dass es nur Cooperia oncophora möglich war, bei höheren Ivermectin-Konzentration zu wandern. Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass die Anwendung von Targeted Selective Treatment oder Targeted Treatment Strategien sich auch im Jungrinderbereich als möglich erwiesen hat. Es konnten erfolgreich Schwellenwerte für Parameter identifiziert und im Feld angewendet werden, welche unter den beschriebenen Umweltbedingungen zu einer starken Reduktion von Anthelminthika ohne Folgeprobleme hinsichtlich Tiergesundheit oder Produktion geführt haben. Insbesondere für den ökologischen Landbau hat die weitere Erprobung dieser Behandlungsansätze großes Potential, da hier die rein präventive, strategische Verabreichung von Anthelminthika nicht möglich ist. Da bei der Anwendung von Targeted Treatment- oder Targeted Selective Treatment-Strategien mit Hilfe der beschriebenen Entscheidungsparameter kein Lungenwurm- oder Leberegelbefall detektiert wird, sollten in prädisponierten Gebieten bzw. Herden zusätzliche Untersuchungen durchgeführt werden. Zudem bedürfen die Ergebnisse der beschriebenen Studie einer weiteren Validierung mit Hilfe größerer Versuchsgruppen.