Königin-Luise-Str. 49
14195 Berlin
+49 30 838 52256
tierernaehrung@vetmed.fu-berlin.de
Bislang liegen keine Untersuchungen zur Toleranzentwicklung bei Junghunden gegenüber Nahrungsantigenen vor. Der bisherige Erkenntnisstand beruht im Wesentlichen auf Analogieschlüssen aus der Humanernährung und von anderen Spezies. In dieser Studie soll die Entwicklung der oralen Toleranz gegenüber Nahrungsproteinen bei Hundewelpen in einem Fütterungsversuch untersucht werden. Die Hypothese lautet, das Welpen die von Geburt an nur mit einer einzigen Proteinquelle konfrontiert werden, bei der Einführung neuer Proteinquellen eine andere immunologische Reaktion aufweisen, als Welpen die von Anfang an mit Mischproteinen gefüttert werden. Ziel der Studie war es, eine mögliche Beeinflussung der immunologische Parameter bei Hundewelpen durch die Verfütterung zweier Diäten, die das gleiche Nährstoffprofil aufwiesen und sich lediglich in ihren Proteinquellen (Huhn vs. Huhn + Fisch + Soja + Hüttenkäse) unterschieden, nachzuweisen. Hierzu wurden sechzehn Beaglewelpen aus zwei Würfen entsprechend ihrer Herkunft und des Geschlechts zu je acht Welpen auf zwei Fütterungsgruppen aufgeteilt. Die Welpen wurden ab der dritten Lebenswoche mit dem jeweiligen Versuchsfutter beigefüttert, wobei nach zehn Wochen ein Cross-over der Diäten erfolgte, der sich eine weitere achtwöchige Fütterung anschloss. Sowohl für die Beurteilung der hämatologischen Parameter als auch für die durchflusszytometrische Messung der CD3+, CD4+, CD8+, CD21+, CD5+/MHCII+ und CD4+/Foxp3+-T-Lymphozyten und die mitogeninduzierten Lymphozytenproliferationstests (PWM, Con A und PHA) wurden Blutproben in der 3., 6., 13. und 21. Lebenswoche gewonnen. Die Verdaulichkeitsversuche zur Bestimmung der scheinbaren Verdaulichkeit von Rohnährstoffen und Mineralstoffen, als auch die futtermittelantigeninduzierten Lymphozytenproliferationstests (Hühner-, Fisch, Soja-, Schweineprotein und Hüttenkäse) wurden am Ende der jeweiligen Fütterungsphase (13. und 21. LW) durchgeführt. Weder immunologisch noch verdauungsphysiologisch ließen sich Unterschiede zwischen den beiden Fütterungsgruppen nachweisen. Lediglich nach dem Cross-over lagen die Stimulationindizes beider Fütterungsgruppen für den futtermittelantigeninduzierten Proliferationstest für die Parameter Fisch-, Hühner- und Sojaprotein signifikant höher als vor dem Cross-over, bei insgesamt leicht gesunkenen CD4+/Foxp3+-T-Lymphozyten. Die Stimulationsfähigkeit gegenüber Hüttenkäse erhöhte sich nur tendenziell (p < 0,1). Ob diese Resultate allerdings erste Anzeichen einer Sensibilisierung darstellen oder auf altersbedingte Veränderungen zurückzuführen sind bedarf einer weiteren Abklärung. Da der SI-Anstieg nach dem Cross-over bei beiden Fütterungsgruppen beobachtet wurde, kann angenommen werden, dass dem eher ein altersbedingter Effekt zugrunde liegt. Als Nebeneffekt konnte der Wurfeffekt identifiziert werden. Die statistische Auswertung der hämatologischen und immunologischen Parameter erfolgte für normalverteilte Werte (Shapiro-Wilk- Test) zum einen durch ANOVA oder Mann-Whitney- U-Test und zum anderen durch das Allgemeine Lineare Modell (Univariat) mit dem Futter als Einflussfaktor. Die Auswertung der Kotkonsistenzen und des Verdaulichkeitsversuchs erfolgte für die Faktoren „Gruppe“ und „Wurf“ mittels dem Allgemeinen Linearen Modell (Univariat, Scheffé-Test). Das Signifikanzlevel wurde mit p < 0,05 angegeben. Um mögliche Effekte der Fütterung zu verdeutlichen sollten weiterführende Untersuchungen z.B. die Konzentration der spezifischen IgE oder des Zytokins Interleukin-10 vorgenommen werden. Für eventuelle Folgeversuche wäre es außerdem sinnvoll die Wurfzahl zu erhöhen um die hohe Variabilität einzuschränken.