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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Wirksamkeit Insektizid-behandelter Netze zum Schutz von Schweinen vor Tsetsefliegen und Trypanosomeninfektionen in Suhum, Eastern Region, Ghana (2013)

    Art
    Hochschulschrift
    Autor
    Holzgrefe, Bettina (WE 13)
    Quelle
    Berlin: Mensch und Buch Verlag, 2013 — IX, 118 Seiten
    ISBN: 978-3-86387-277-9
    Verweise
    URL (Volltext): https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/9381
    Kontakt
    Institut für Parasitologie und Tropenveterinärmedizin

    Robert-von-Ostertag-Str. 7-13
    14163 Berlin
    +49 30 838 62310
    parasitologie@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Die durch Tsetsefliegen übertragenen afrikanischen Trypanosomosen der Tiere sind eine der Hauptursachen für die Einschränkung der Haltung von Haus- und Nutztieren im äquatorialen Afrika südlich der Sahara. Die Infektion ist verbunden mit einer reduzierten Produktivität und Fruchtbarkeit und führt unbehandelt zum Tod der Tiere. Kontrollstrategien umfassen die Nutzung von trypanoziden Medikamenten und die Reduktion des Vektors (Glossina spp.) mit verschiedenen Methoden. Vektor- Kontrollmethoden sind erfolgreich, aber oft kostenintensiv und nicht lange aufrecht zu erhalten, was zu einer schnellen Reinvasion der Tsetsefliegen nach Beendigung der jeweiligen Projektmaßnahmen führt. Die vorliegende Studie bewertet eine innovative Vorgehensweise zur Kontrolle von Glossina palpalis palpalis, bei der ein mit Deltamethrin imprägniertes Netz zur Umzäunung von Schweinepferchen angebracht wird. Die Wirksamkeit wurde anhand der Reduktion von Tsetsefliegen, und damit einhergehend einer Verminderung von Trypanosomeninfektionen von Mai bis Oktober 2007 in Suhum, südöstliches Ghana, nachgewiesen. Für die Untersuchung wurden zwei Dörfer ausgewählt, welche hinsichtlich Schweinebestand, Tierhaltung, Vegetation, Wasservorkommen und Klima (tropische Regenwaldzone) vergleichbar waren. Ein Dorf (Zorh) diente als ungeschützte Kontrolle; die Schweinepferche des anderen Dorfes (Kwesi Konfo) wurden durch ein 100 cm hohes, Insektizid-behandeltes Netz (Polyester, 150denier) mit einem Gehalt von 100-120mg/m² Deltamethrin geschützt, welche direkt an den äußeren Holzplanken der Pferche befestigt wurde. Eine Messung der Tsetsefliegendichte mittels bikonischer Fallen fand außerhalb der Pferche über sechs Monate statt. Die Reduktionsrate der Fangzahlen im Interventionsdorf Kwesi Konfo erreichte schon in den ersten zwei Monaten 90 %. Ein weiterer Rückgang der Fliegenpopulation in den nächsten Monaten von 95 % konnte erreicht werden und blieb bis zum Abschluss der Untersuchungen nahezu konstant. Diese Ergebnisse stehen in klarem Kontrast zu den im Kontrolldorf Zorh ermittelten Fangzahlen. Hier zeigten sich lediglich saisonale Schwankungen, jedoch keine Reduktion der Tsetsefliegendichte. Nach Identifikation der gefangenen Tsetsefliegen fand eine Alters- und Geschlechtsbestimmung statt. An multipaaren weiblichen Fliegen wurde eine Ovarielle Altersbestimmung durchgeführt. Im Kontrolldorf kam es zu einer Verjüngung der Population, im Interventionsdorf wurden nach den ersten zwei Fängen aufgrund der erheblichen Reduktion nur noch jeweils weniger als 20 Fliegen gefangen, so dass eine Auswertung nicht möglich war. In monatlichen Intervallen genommene Netzproben wurden im Anschluss durch Bioassays auf ihre verbleibende biozide Aktivität überprüft. In Labortests zeigte sich die insektizide Wirkung des ausgebrachten Netzes vor und im Verlauf nach der Ausbringung auf Musziden (Musca domestica). Die hohen Paralyseraten nach 5, 10 bzw. 15 Minuten nahmen über die Versuchsperiode deutlich korrelierend zum Zeitverlauf ab, während sie nach 30 Minuten, 6 Stunden und 24 Stunden nahezu konstant blieben. Zu Beginn, und nach drei und sechs Monaten nach Netzausbringung wurden Blutproben von 50 % der Schweinepopulation genommen. Nach der ersten Blutprobenentnahme erhielten alle Tiere eine trypanozide Behandlung mit 3.5 mg/kg Diminazendiaceturat (Berenil®, Intervet) intramuskulär. Vor Behandlung zeigten die angefertigten dünnen Blutausstriche eine Trypanosomenprävalenz von 76 % (Interventionsdorf Kwesi Konfo) bzw. 72 % (Kontrolldorf Zorh) vor der Intervention. Drei Monate nach Ausbringung der Netze und Behandlung mit dem Trypanozid war die Prävalenz auf 16 % in Kwesi Konfo reduziert, wohingegen die Blutausstriche aus dem Kontrolldorf (Zorh) weiterhin eine hohe Prävalenz von 84 % aufwiesen. Dieser Effekt bestätigte sich durch die Resultate der dritten Probenuntersuchung (sechs Monate nach Interventionsbeginn) mit einer Trypanosomenprävalenz von 8 % bei den geschützten Schweinen im Kontrast zu 60 % in den Schweinen der Kontrollgruppe. Die vorliegende Studie bestätigt, dass das getestete Netz auch bei dichter Vegetation im tropischen Mischwald die Population von Tsetsefliegen deutlich reduzieren und damit zu deutlich verbesserten Haltungsbedingungen von Haus- und Nutztieren im äquatorialen Afrika beitragen kann. Eine effektive lokale Bekämpfung des Vektors ist hiermit gegeben. Die einfache Durchführbarkeit, ein geringer Materialaufwand sowie die in der Studie erwiesene ausreichende Persistenz von über sechs Monaten erlauben der Dorfbevölkerung eine unabhängige und individuelle Nutzung des Netzes. Eine weitere Verbesserung der Materialeigenschaften in Bezug auf Luftdurchlässigkeit, Haltbarkeit und UV-Schutz wäre wünschenswert.