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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Klinische Studie über die Wirksamkeit von Butox R Deltamethrin 7,5 mg ml pour on gegen Gnitzen Culicoides spp. bei Schafen in Brandenburg (2014)

    Art
    Hochschulschrift
    Autor
    Weiher, Wiebke (WE 13)
    Quelle
    Berlin: Mensch und Buch Verlag, 2014 — X, 135 Seiten
    ISBN: 978-3-86387-486-5
    Verweise
    URL (Volltext): https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/7472
    Kontakt
    Institut für Parasitologie und Tropenveterinärmedizin

    Robert-von-Ostertag-Str. 7-13
    14163 Berlin
    +49 30 838 62310
    parasitologie@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Culicoides spp. (Diptera: Ceratopogonidae) stellen den Hauptvektor für die Blauzungenkrankheit und die Schmallenberg-Virus-Infektion bei Wiederkäuern dar. Beide Erkrankungen traten in den letzten Jahren erstmalig in Deutschland auf und führten vor allem bei Schafen zu erheblichen Leiden und ökonomischen Verlusten bei den Schafhaltern. Bisher ist kein Insektizid für Wiederkäuer zugelassen, das eine nachgewiesene Wirkung gegenüber Gnitzen aufweist. Eine Feldstudie sollte daher die Wirksamkeit einer gegen Weidefliegen zugelassenen pour on-Formulierung eines Deltamethrinpräparates (Butox® 7,5 mg/ml pour on, MSD Tiergesundheit Deutschland) bei Schafen gegenüber Gnitzen untersuchen. Eine ca. 2 ha große Weide wurde mittels Elektrozäunen in zwei identisch große Teilweiden unterteilt. Ein Doppelzaun bildete einen Korridor von 2m Breite und sollte den Kontakt zwischen beiden Schafgruppen verhindern. Auf jeder Teilweide stand eine Gruppe (A, B) von 20 weiblichen Merino-Landschafen mit einem Körpergewicht von ca. 40 kg. Die Behandlungsgruppe wurde an fünf aufeinanderfolgenden Tagen mit 10 ml Butox® 7,5 mg/ml pour on behandelt; dafür wurde die jeweilige Untergruppe (A1-A5, B1-B5) von drei Schafen und einem Ersatztier am Tag der Behandlung von der Gesamtgruppe auf einen eigens eingezäunten Bereich der Weide geführt und für ca. 24h separiert. Durch diese Maßnahme sollte eine Kontamination der noch unbehandelten Tiere verhindert werden; ein Kälberiglu sollte für diesen Zeitraum Schutz gegenüber Niederschlägen bieten, um eine Auswaschwirkung des Insektizids zu vermeiden. Mit den Schafen der Kontrollgruppe wurde in gleicher Weise verfahren, ohne dass eine Behandlung erfolgte. Die Gnitzenfänge wurden am 1., 7., 14., 21., 28. und 35. Tag nach der Behandlung von ca. 2 Stunden vor bis 2 Stunden nach Sonnenuntergang durchgeführt. Während der Fänge befand sich die jeweilige Untergruppe von 3 Schafen in einem Zwangsstand, der sich unter einem 3 x 3 m großen Zelt (drop trap) befand. Alle vier Seitenwände des Zeltes konnten vollständig nach oben gerollt und befestigt sowie durch Lösen von Klippverschlüssen rasch herabgelassen und verschlossen werden. Die Schafe standen zunächst für 15 Minuten im geöffneten und dann für weitere 20 Minuten im geschlossenen Zelt. Mit Hilfe eines Aspirators wurden alle im Zelt befindlichen Insekten von den Zeltwänden und vom Zeltdach gesaugt. Ein Fangdurchlauf dauerte ca. 1 Stunde, sodass an einem Abend vier Fänge durchgeführt werden konnten. An Tagen mit Niederschlag, Temperaturen von unter 10 °C oder Windgeschwindigkeiten von mehr als 5 m/s wurden keine Gnitzenfänge durchgeführt. Anhand der Gesamtanzahl sowie der Anzahl an Gnitzen nach Blutaufnahme in der Behandlungs- und in der Kontrollgruppe wurde die Wirksamkeit des Insektizids ermittelt. In der 6-wöchigen Feldstudie wurden an 22 Fangtagen insgesamt 19057 Gnitzen gefangen. In der Behandlungsgruppe waren es 7026 Gnitzen, von denen 103 (1,47 %) Blut aufgenommen hatten. Bei den unbehandelten Schafen wurden 12034 Gnitzen gefangen, mit insgesamt 757 (6,29 %) Gnitzen mit Anzeichen einer erfolgten Blutaufnahme. Die Gnitzen waren der Untergattung Avaritia Fox (86,62 %) bzw. Culicoides Latreille (13,38 %) zugehörig. Die Fänge am ersten und am 35. Tag nach der Behandlung ergaben keine signifikanten Unterschiede zwischen beiden Gruppen hinsichtlich der Gesamtanzahl an Gnitzen und Gnitzenanzahl nach erfolgter Blutaufnahme. Signifikante Unterschiede zwischen der Behandlungs- und der Kontrollgruppe bestanden vom 7. bis zum 28. Tag nach der Behandlung in der Anzahl an Gnitzen nach Blutaufnahme. Ebenfalls konnte eine signifikant geringere Gesamtanzahl gefangener Gnitzen am 7., 21. und 28. Tag nach der Behandlung in der Behandlungsgruppe ermittelt werden. Über den gesamten 6-wöchigen Studienzeitraum konnte durch eine einmalige Butox® 7,5 mg/ml pour on Behandlung die Anzahl an Gnitzen nach erfolgter Blutaufnahme um durchschnittlich 86,39 % und die Gesamtanzahl an Gnitzen um durchschnittlich 41,47 % reduziert werden. Wenn man die nicht signifikanten Fangdaten der Fänge am ersten und 35.Tag nach der Behandlung ausschließt, konnte die Blutaufnahme von Gnitzen um 90 % und die Gesamtanzahl an Gnitzen um 46,1 % bei den behandelten Tieren herabgesetzt werden. Diese Ergebnisse demonstrieren eine hohe Wirksamkeit von Butox® 7,5 mg/ml pour on in der empfohlenen Dosis gegenüber dem Anflug und der Blutaufnahme von Gnitzen bei Schafen. Bei einem Tierseuchenausbruch ist eine pour on-Behandlung mit Butox® 7,5 mg/ml bei Schafen sinnvoll. Für einen erhöhten Schutz der Tiere sollten zusätzliche Maßnahmen ergriffen werden.