Robert-von-Ostertag-Str. 7-13
14169 Berlin
+49 30 838 51845
tierhygiene@vetmed.fu-berlin.de
Eine areogene Belastung mit entzündungsauslösenden Substanzen aus Bioaerosolen wird sowohl in der Humanmedizin als auch in der Veterinärmedizin mit einer Reihe von Krankheitserscheinungen und Lungenfunktionsbeeichtächtigungen in Verbindung gebracht. Zur Quantifizierung solcher aerogenen Belastungen mit entzündungsauslösenden Stoffen wird zurzeit hauptsächlich der LAL-Test zum Nachwies von Endotoxinen verwendet. Daneben werden in letzter Zeit auch verschiedene andere Nachweissysteme, die auf der Ausschüttung von proinflammatorisch wirkenden Botenstoffen aus verschiedenen Zellsystemen beruhen, angewendet. Diese Testsysteme erfassen im Gegensatz zum LALTest nicht nur Endotoxine, sondern auch andere proinflammatorisch aktive Stoffe wie z.B. Glucane. Zu diesen Testsystemen zählt beispielsweise der sogenannte humane Vollbluttest. Bei diesem Test werden proinflammatorisch wirksame Substanzen mit Vollblut inkubiert und die Ausschüttung von Interleukin 1ß aus den Blutmonozyten quantifiziert. In der vorliegenden Arbeit wurden der LAL-Test und der humane Vollbluttest hinsichtlich ihrer Quantifizierung von entzündungsauslösenden Stoffen in luftgetragenen Stäuben aus Tierställen verglichen. Hierzu wurden in verschiedenen Tierställen die einatembare, die alveolengänige, die PM10- und die PM1,0-Staubfraktion mit Standardfiltrationsmethoden gesammelt und anschließend in den Proben die Konzentration an Endotoxinen bzw. proinflammatorisch aktiven Substanzen mit den oben genannten Testsystemen bestimmt. Weiterhin wurden die erhobenen Daten dazu genutzt, abschätzen zu können, ob sich Endotoxine bzw. proinflammatorisch aktive Stoffe evtl. in einer der untersuchten Staubfraktionen anreichern. Bei allen innerhalb dieser Arbeit untersuchten Staubfraktionen konnte eine signifikante Korrelation zwischen der endotoxischen Aktivität im LAL-Test und der proinflammatorischen Aktivität im Vollbluttest nachgewiesen werden. Somit lässt sich hier zusammenfassend feststellen, dass der LAL-Test, obwohl er nur Endotoxine nachweist, geeignet ist, die aerogene Belastung mit entzündungsauslösenden Stoffen in Tierställen zu beschreiben. Dieses Ergebnis dürfte insbesondere darin begründet sein, dass Endotoxine in der Luft von Tierställen die quantitativ und qualitativ stärkste entzündungsauslösende Komponente darstellen. Die vorliegenden Ergebnisse der hier durchgeführten Untersuchungen weisen weiter darauf hin, dass sich Endotoxine bzw. proinflammatorisch aktive Substanzen in keiner der untersuchten Staubfraktionen spezifisch anreichern. Ein Vergleich der volumenbezogenen proinflammatorischen bzw. endotoxischen Aktivität der in dieser Arbeit untersuchten Staubfraktionen deutet darauf hin, dass der überwiegende Teil der endotoxischen bzw. proinflammatorischen Aktivität in der einatembaren Staubfraktion mit Partikeln assoziiert ist, die bereits in den oberen Bereichen des Atemtraktes abgeschieden werden. Staubmindernde Maßnahmen in Tierställen, die, wie beispielsweise das Vernebeln von Öl, besonders effektiv größere Partikel aus dem luftgetragenen Zustand entfernen, sollten somit auch zu einer signifikanten Reduktion der Gesamtbelastung von Arbeitspersonal und aufgestallten Tieren mit luftgetragenen Endotoxinen bzw. entzündungsauslösenden Stoffen beitragen.