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In der Klinik und Poliklinik für kleine Haustiere der Freien Universität Berlin wurden im Rahmen einer klinischen Untersuchung, Physiotherapie und/oder Verbandswechsel 44 Mäusebussarde mit Propofol narkotisiert. Ziel dieser Dissertation war die Überprüfung der Eignung von Propofol für eine Kurzzeitnarkose für nichtinvasive und schmerzlose Maßnahmen beim Mäusebussard. In diesem Zusammenhang sollte auch die optimale Propofoldosierung für die Bolusinjektion und die Dauertropfinfusion beim Mäusebussard ermittelt werden. Propofol bewirkte bei allen untersuchten Mäusebussarden nach einem Einleitungsbolus von 8 mg/kg/KGW i.v. eine leichte Narkose über zirka fünf Minuten. Diese Narkose war ausreichend für die kurzzeitige Anwendung nichtinvasive und schmerzlose Maßnahmen. Die Einleitungsphasen waren bei beiden Narkoseformen mit einer Minute kurz. Bei 50% der Tiere wurden jeweils geringgradige Exzitationen wie Flügelzittern, Opisthotonus und Nystagmus beobachtet. Im Verlauf der Narkose wurde bei allen Tieren trotz Verwendung einer Wärmematte ein Körpertemperaturabfall von zirka 1°C registriert. Durch Propofolbolusgaben von Median 2 mg/kg/KGW i.v. in zirka fünfminütigen Abständen lässt sich die Narkose für eine Untersuchung oder Therapie über 30 Minuten aufrechterhalten. Mit einer Propofol-Dauertropfinfusion in einer Dosis von 0,5 mg/kg/KGW/min i.v. konnte eine sichere und ausreichend tiefe Narkose für die Durchführung diagnostischer Maßnahmen erreicht werden. Über den gesamten Zeitraum der Narkose wiesen die Mäusebussarde eine chirurgische Toleranz auf. Der Interphalangeal- und Schluckreflex nahmen mit Fortdauer der Narkose stetig ab. Die Propofolnarkose über eine Dauertropfinfusion war deshalb im Vergleich zu wiederholten Bolusgaben die bessere Narkoseform. Die Atemfrequenz fiel im Verlauf der Narkose ab. Während der Propofol- Dauertropfinfusion lag die Atemfrequenz bei 32 pro Minute (Median 5.Minute) und fiel bis zur 40. Minute auf 29 pro Minute geringgradig ab. Im Verlauf der Bolusnarkose fiel die Atemfrequenz von 36 (Median 5. Minute) auf 26 pro Minute (Median 40. Minute) ab. Im Verlauf der Dauertropfinfusion sank die Herzfrequenz von 290 (Median 5. Minute) auf 245 pro Minute (Median 40. Minute) ab. Im Vergleich dazu war die Herzfrequenz im Verlauf der Bolusnarkose mit 300 pro Minute (Median 5. Minute) auf 270 pro Minute höher (Median 40. Minute) und sank geringer ab. Im EKG konnte keine Beziehung zwischen der Propofolgabe und der Herzfrequenz festgestellt werden. Die Erholungsphase war bei allen Tieren in beiden Gruppen gleich lang. Es traten teilweise geringgradig Exzitationen auf. Während der Erholungsphase waren die Tiere leicht erregbar. Daher empfiehlt es sich, die Tiere in dieser Phase möglichst stressarm und in einem abgedunkelten, ruhigen Raum zu belassen. Propofol gewährleistete, unabhängig von der Art der Zugabe als mehrfacher Bolus oder Dauertropfinfusion, eine sichere Diagnostik und Physiotherapie bei Mäusebussarden. Sie war für den Einsatz bei Mäusebussarden gut geeignet. Sie zeichnete sich durch eine sehr guten Verträglichkeit und Muskelrelaxation sowie Hypnose aus.