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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Anämien bei 194 Katzen:
    Eine prospektive Studie zu Ätiologie, Diagnostik und Verlauf (2014)

    Art
    Hochschulschrift
    Autor
    Merten, Nina (WE 20)
    Quelle
    Berlin: Mensch und Buch Verlag, 2014 — VIII, 207 Seiten
    ISBN: 978-3-86387-446-9
    Verweise
    URL (Volltext): https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/7464
    Kontakt
    Klein- und Heimtierklinik

    Oertzenweg 19 b
    14163 Berlin
    +49 30 838 62422
    kleintierklinik@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Die Anämie ist eine häufige Blutbildveränderung der Katze. Bisher liegen nur wenige Studien zum Vorkommen und zur Häufigkeit der verschiedenen Anämieformen bei Katzen vor. Ziel dieser prospektiven klinischen Studie war es, die Anämien von 194 Katzen mit einem Hämatokrit <0,26 l/l, die zwischen Oktober 2009 und März 2011 an der Klinik und Poliklinik für kleine Haustiere der Freien Universität Berlin vorgestellt wurden, zu charakterisieren. Zudem sollte die diagnostische Wertigkeit der erythrozytären osmotischen Fragilität und weiterer Parameter (z.B. Totalprotein- und Bilirubinkonzentration) bestimmt und das Outcome der Katzen in den unterschiedlichen Anämiegruppen evaluiert werden. Einschlusskriterium war eine umfangreiche diagnostische Aufarbeitung (Laboruntersuchungen, bildgebende Verfahren), aufgrund derer die Katzen folgenden Gruppen zugeordnet wurden: akute Blutverlustanämie (BA), Anämie entzündlicher/ neoplastischer Erkrankung (Anemia of inflammatory/ neoplastic disease, AID), hämolytische Anämie (HA), Anämie aufgrund chronischer Nierenerkrankung (CNE), intramedullär bedingte nicht regenerative Anämie (INR), Anämie unklarer Genese. Zur Bewertung der erythrozytären osmotischen Fragilität wurden neben 13 Katzen der vorliegenden Studie 95 anämische Katzen aus zwei vorherigen Untersuchungen eingeschlossen. Die Kontrollgruppe bestand aus insgesamt 104 gesunden Katzen. Die Mehrzahl der 194 anämischen Katzen hatte eine BA (38,7%). Diese war in den meisten Fällen traumatisch bedingt (52%), da das Patientengut dieser Tierklinik viele Katzen mit Traumata wie Fensterstürzen und Autounfällen umfasst. Weitere häufige Ursachen von Blutungen waren Hämaturie im Rahmen einer Harnwegsobstruktion bei Katern (17%) und Hämostasestörungen (12%). Eine Anämie insbesondere entzündlicher seltener neoplastischer Erkrankung lag bei 22,2% der Patienten vor. Eine ähnlich häufige Anämieform war die HA (18%). Bei der Hälfte dieser Katzen (49%) lag eine immunbedingte Genese vor bzw. wurde eine solche vermutet. Eine Hämoplasmose wurde nur bei vier Tieren festgestellt. Seltenere Gründe für eine Anämie waren eine CNE (9,3%) und INR (6,7%). Tiere mit INR hatten meist eine Retrovirusinfektion (46%) oder Neoplasie (46%). Ein kleiner Teil des Patientenguts (5,1%) konnte keiner der oben genannten Anämiegruppen zugeordnet werden. Bezüglich des Geschlechts und der Rasse der Katzen konnte in dieser Studie kein Unterschied hinsichtlich der Anämieform gefunden werden (p=0,158 bzw. p=0,281). Allerdings waren Katzen mit AID und CNE signifikant älter als die der anderen Gruppen (p</=0,001). Katzen mit Hämolyse, Blutverlust und INR hatten bei Vorstellung signifikant niedrigere Hämatokritwerte als solche mit AID (p</=0,001). Zudem wiesen Katzen mit CNE einen signifikant höheren Hämatokrit auf als die mit hämolytischer Anämie (p=0,001). Katzen mit HA und INR hatten den größten Anteil an hoch- und höchstgradigen Anämien (48,6 bzw. 38,5%). Patienten der Gruppen AID und CNE hatten meist nur geringgradige Anämien (83,7 bzw. 83,3%). Katzen mit Hämolyse und Blutverlust hatten ein signifikant höheres mittleres Erythrozytenvolumen als solche der Gruppe AID (p<0,001). Patienten mit HA und BA wiesen zudem eine signifikant niedrigere mittlere korpuskuläre Hämoglobinkonzentration auf als Katzen mit AID (p=0,003 bzw. p<0,001), was auf die stärkere Regeneration bei diesen Anämieformen hindeuten könnte. Katzen mit Blutverlustanämien hatten signifikant niedrigere Totalproteinkonzentrationen als die der anderen Gruppen (p</=0,001) und Tiere mit hämolytischer Anämie wiesen den höchsten Anteil an Hyperbilirubinämie auf (78%). Die mittlere osmotische Fragilität (MOF) der gesunden Katzen lag zwischen 0,44 und 0,58%. Eine erhöhte MOF wurde insbesondere bei Katzen mit HA (p<0,001), INR (p=0,001), CNE (p<0,001) und seltener bei jenen mit AID (p<0,001) und BA (p=0,009) festgestellt. Am häufigsten mussten Katzen mit BA (49%) und HA (54%), darunter insbesondere solche mit IHA (76%), transfundiert werden. Patienten mit AID erhielten nur selten (16%) und solche mit CNE keine Bluttransfusionen. Der Anteil der Katzen, die die Erkrankung überlebten, war in den Gruppen der BA und HA am größten (61% bzw. 63%). Eine schlechtere Überlebensrate hatten die Tiere der Gruppe AID (32%) und aus den Gruppen der CNE und INR überlebte keine der Katzen. In der vorliegenden Studie war die akute Blutungsanämie die am häufigsten vorkommende Anämieform bei Katzen. Die Anämie entzündlicher/ neoplastischer Erkrankung und hämolytische Anämie wurden ebenfalls oft diagnostiziert, wohingegen Anämien aufgrund einer chronischen Nierenerkrankung und intramedullär bedingte nicht regenerative Anämien seltener vorkamen. Parameter wie die Totalprotein- und Bilirubinkonzentration und das mittlere Erythrozytenvolumen und die Bestimmung der mittleren osmotischen Fragilität können dazu beitragen, eine Anämie zu klassifizieren. Zur Einschätzung der Prognose sollte nie alleine der Anämieschweregrad herangezogen werden.