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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Vergleichende Morphometrie der Ellbogengelenke großer, Ellbogengelenksdysplasie prädisponierter Hunderassen (2014)

    Art
    Hochschulschrift
    Autor
    Loth, Kristina (WE 20)
    Quelle
    Berlin: Mensch und Buch Verlag, 2014 — 137 Seiten
    Verweise
    URL (Volltext): https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/12287
    Kontakt
    Klein- und Heimtierklinik

    Oertzenweg 19 b
    14163 Berlin
    +49 30 838 62422
    kleintierklinik@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Die Ellbogengelenksdysplasie (ED) ist die häufigste Ursache einer Lahmheit der Vordergliedmaße bei Hunden großwüchsiger Rassen. Folgen sind meist auch bei frühzeitiger, sei es chirurgischer, chirurgisch-medikamenteller, medikamenteller und/oder physiotherapeutischer Maßnahme, dauerhaft schmerzhafte osteoarthritische Veränderungen des Ellbogengelenks. Deswegen werden schon seit den 70er Jahren Anstrengungen unternommen, eine Prothese zu entwickeln, ähnlich der Totalendoprothese des Hüftgelenks, die einen möglichst großen funktionellen Erfolg gewährleistet. Bisher ist dies nicht gelungen. Ziel dieser Studie war, CT-gestützt morphometrische Bestimmungen von den ellbogengelenksbildenden Knochen von Hunden zu gewinnen, die einer ED- prädisponierten Rasse angehören. Die Daten sollten verglichen werden, um gegebenenfalls einen Totalendoprothesetyp für das Ellbogengelenk entwickeln zu können. Zunächst wurde das Verfahren an Mazeraten validiert. Der damit definierte Goldstandard im Hinblick auf Lagerungen und Messungen wurde sodann an archivierten CT-Daten von Patienten der Klinik, die wegen einer Ellbogengelenksdiagnostik ohne standardisiertes Protokoll erhoben worden waren, genutzt. Mazerate: Es wurden 16 Ellbogengelenke von 8 Hunden verschiedener großwüchsiger Rassen und deren Mischlinge verwendet. Um den Goldstandard für diese Studie zu bestimmen, wurde das Ellbogengelenk aus dem Tierkörper ausgelöst, mazeriert und getrocknet. Humerus und Ulna wurden entlang 7 ausgewählter Strecken zersägt und die entstehenden Schnittflächen mittels Schieblehre vermessen. Mögliche Messfehler durch Mazeration und Trocknung (p = 0,07) wurden als nicht signifikant bewertet. In Wiederholungsmessungen konnte belegt werden, dass der Untersuchermessfehler ± 0,2 mm beträgt. Zuvor wurden dieselben 7 Strecken an allen 16 Ellbogengelenken im Tierkörper CTgestützt in standardisierter Lagerung bei 90° Beugewinkel und in beliebiger Lagerung, die der Lagerung des narkotisierten Patienten entspricht, vermessen. Zusätzlich wurden sie mit den isolierten Knochen CT- gestützt verglichen. Ergebnis: Die Messergebnisse aller drei Messmethoden verglichen mit dem Goldstandard, stimmen innerhalb eines tolerierbaren Fehlers von ± 0,4mm überein. Damit ist jede CTgestützte Messung hinreichend exakt, um sie zur Bestimmung der Morphometrie von Knochen zu verwenden. Somit kann für die Morphometire von Gelenken auf alle archivierten, klinischen, CT-Daten zurückgegriffen werden, was das zur Verfügung stehende Datenvolumen deutlich vergrößert. Patienten: Es wurden 44 Ellbogengelenke von Hunden großwüchsiger, für EDprädisponierter Rassen aus allen archivierten, klinischen CT-Scans der Kleintierklinik der FU Berlin zur Bestimmung der Morphometrie des Ellbogengelenks herangezogen. Von der Studie ausgeschlossen wurden Hunde mit voriger Gelenkseröffnung, Verdacht auf Tumor, insbesondere Osteosarkom, oder generalisierter Skeletterkrankung. Die Ellbogengelenke ED-erkrankter Labrador Retriever wiesen leichte Veränderungen gegenüber den ED-freien auf (u.a. einen 12 % längere Condylus humeri), die aber für die Dimensionierung einer Endoprothese nicht relevant waren. Ergebnis: Das Ellbogengelenk ist spiegelsymmetrisch zur Körperachse (Student T-Test auf Abweichungen Art cubiti dexter et sinister zwischen p = 0,08 und p = 1). Es wird in folgender Rangfolge um den Faktor 1,75 größer: Labrador Retriever < Golden Retriever < Rottweiler < Berner Sennenhund < Deutscher Schäferhund < Boredeauxdogge. Die anatomische Form bleibt erhalten. Lediglich der Condylus humeri wird zur größeren Gelenken hin um 10 % kompakter. Das Ellenbogengelenk ist größtenteils isometrisch. Einzige Abweichung von der Isometrie stellt der Condylus humeri dar, der eine konische Aussenform mit kreisrunder Grundfläche aufweist, die medial im Durchmesser 3 mm größer ist als lateral. Fazit: Anhand der Erkenntnisse zur Morphometrie und der gemessenen Parameter können sowohl das mittlere, als auch das minimale und maximale Ellbogengelenk eines Hundes einer großwüchsigen für ED-prädisponierten Rasse bestimmt werden und folgende Empfehlung für eine neue 2-Komponenten-Totalendoprothese aus humeralem und radioulnarem Anteil angegeben werden: Der humerale Anteil wird mit einem Schaft in der Markhöhle versenkt, der radioulnare mit zwei Schäften, einem in der Ulna und einem im Radius. Gelenknah sind die Markhöhlendurchmesser größer, distal der Artikulationsflächen schmaler, daher sollte die Schaftform ebenfalls konisch sein. Der humerale Schaft sollte proximal des Condylus humeri ellipsoid minimal 13,8 mm x 2,7 mm bis maximal 28,2 mm x 11,2 mm sein und weiter nach proximal zunehmend runder mindestens 5,3 mmx x 7,2 mm bis maximal 14,9 mm x 22,4 mm werden. Der radiale Schaft sollte als Zylinder geformt sein, so dass sich die proximale Grundfläche von 3,1 mm x 5,5 mm bis 11,6 mm x 17,4 mm nach distal im Mittel um 35% verringert. Der ulnare Schaft kann als Zylinder ausgeführt werden, der im Mittel 8,2 mm (± 2,3 mm) x 6,6 mm (± 2,4 mm) groß ist. Der humerale Prothesenkopf ersetzt den Condylus. Ein das Gelenk imitierender Prothesenkopf sollte die konische Grundform widerspiegeln (s. oben), eine Mindestlänge von 33,8 mm haben und eine Maximallänge von 50,7 mm nicht übersteigen. Der Condylus ist symmetrisch zum schmalsten Radius, der den Condylus humeri in zwei Hälften teilt, kann der Schaft in der Mitte des Prothesenkopfes verankert werden. Die radioulnare Komponente wird unter Berücksichtigung des Neigungswinkel der Inc. trochlearis gegenüber der Markhöhlenmitte von 153°(± 5,4°) eingepasst. Die radioulnare Artikulationsfläche ergibt sich aus der Breite und Länge der Fovea capitis radii, min 1,25 cm2 bis 3,21 cm2, sowie der Breite von Proc. coronoideus lat. zu Proc. coronoideus med von 16,7 mm bis 23,1 mm und Tiefe der Inc. trochlearis von 3,8 mm bis 7,8 mm.