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Nierenerkrankungen treten bei Vögeln relativ häufig auf. Es fehlen aber geeignete Diagnostikinstrumente, um Nierenschädigungen schon in einem frühen Stadium bzw. nicht-invasiv zu erkennen. Vergleichende Untersuchungen zur in vivo Nierendiagnostik an einer größeren Vogelanzahl mit histopathologisch unveränderten Nieren sind in der zur Verfügung stehenden Literatur bisher nicht beschrieben. Ziel der vorliegenden Arbeit war es daher, die Blut- und Laborwerte, Röntgenbilder, CT-Aufnahmen und Endoskopieaufzeichnungen von 48 Falken, die aus einem Zuchtbetrieb stammten, miteinander zu vergleichen und in Bezug auf die Diagnose von Nierenpathologien zu interpretieren. Bei allen untersuchten 48 Falken wurde während der Endoskopie die Niere bioptiert und das Bioptat histologisch untersucht. 35 der untersuchten 48 Falken (72,9 %) wiesen keine histopathologisch erkennbaren Nierenveränderungen auf (Gruppe A), während 13 Falken (27,1 %) erkennbare Nierenveränderungen zeigten (Gruppe B). Am häufigsten wurde eine tubuläre Eisenspeicherung diagnostiziert (n = 7, 14,6 % aller untersuchten Tiere bzw. 46,7 % der diagnostizierten Nierenbefunde), gefolgt von Nierenamyloidose (n=5, 10,4 % aller untersuchten Tiere bzw. 33,3 % der diagnostizierten Nierenbefunde). Jeweils einmal wurde eine geringgradige Atherosklerose, eine geringgradige multifokale membranöse Glomerulonephritis und eine hochgradige fokale chronisch-aktive heterophile Herdnephritis diagnostiziert. Die hämatologischen und blutchemisch untersuchten Parameter (Albumin, anorganisches Phosphat, Kalzium, Gesamteiweiß, Harnsäure, Harnstoff- Stickstoff, Kalium) erwiesen sich nicht geeignet, um zwischen den Falken mit und ohne histopathologische Nierenveränderungen zu unterscheiden. Im Rahmen der röntgenologischen und computertomographischen Untersuchung wurden Referenzbereiche in Form von 80%-Perzentilen für die Nierengrößen und für die knöchernen Strukturen erarbeitet und Nierenratios errechnet. Im Röntgen wurde als Referenzbereich für das Nierenlänge-Sternum Ratio ein Bereich von 0,477 bis 0,595 ermittelt. Mit dem Nierenlänge-Sternum Ratio konnte ein Ratio entwickelt werden, das signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen A und B im CT aufwies. Auch war es damit möglich, signifikante Unterschiede zwischen den Tieren mit tubulärer Eisenspeicherung und den nierengesunden Tieren aufzuweisen. Als Referenzbereich in Form von 80%-Perzentilen wurde für die rechte Niere für das Nierenlänge-Sternumratio 0,514 bis 0,597 (CT- reNlänge /Sternum-Ratio), für die linke Niere 0,522 bis 0,596 (CT-liNlänge/Sternum- Ratio) und für die gemittelte Nierenlänge 0,519 bis 0,596 (CTNlängeMW/Sternum- Ratio) ermittelt. Die Nierendichte wurde im CT in der Nativaufnahme, in der 50 sek und in der 5 min Kontrastmittelaufnahme an definierten Stellen pro Niere viermal in der kranialen Nierendivision (Dichte 1-4) und einmal in der kaudalen Nierendivision (Dichte 5) gemessen. Zusätzlich wurde die Dichte der kranialen Nierendivision insgesamt über manuelle Umrandung ermittelt (Dichte 100). Die ermittelten Referenzbereiche (80%-Perzentile) für die Nierendichte betrugen für die Dichte 100 der linken kranialen Nierendivision 52,22 - 67,91 HU (Nativaufnahme), 208,25 - 300,09 HU (50 sek Kontrastmittelaufnahme), 155,74 - 249,49 HU (5 min Kontrastmittelaufnahme) und für die rechte kraniale Nierendivision 53,15 - 67,47 HU (Nativaufnahme), 212,13 - 308,81 HU (50 sek Kontrastmittelaufnahme) und 159,21 - 252,39 HU (5 min Kontrastmittelaufnahme). Als Kontrastmittel wurde das nicht-ionische iodhaltige Kontrastmittel Ultravist 300® in einer Dosierung von 3ml/kg KG verwendet. Die vier Einzeldichtemessungen in der kranialen Nierendivision (Dichte 1-4) unterschieden sich im Seitenvergleich nicht signifikant zwischen rechter und linker Niere. Es gab aber signifikante Unterschiede zwischen rechter und linker Niere bei der 50 sek Kontrastmittelaufnahme bei der Dichte 100 und bei der Dichte 5 der kaudalen Nierendivision. Neben den Dichtemessungen in den verschiedenen Aufnahmen wurde auch die An- und Abflutung des Kontrastmittels untersucht (Anflutung I: 50 sek Kontrastmittelaufnahme / Nativaufnahme; Anflutung II: 5 min Kontrastmittelaufnahme / Nativaufnahme; Abflutung: 5 min Kontrastmittelaufnahme / 50 sek Kontrastmittelaufnahme). Zwischen den Gruppen A und B gab es signifikante Unterschiede bei der Anflutung II zentral im kranialen Nierenbereich (Dichte 2 linke Niere und Dichte 3 rechte Niere). Die anderen untersuchten Größen wiesen keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Gruppen auf. Bei der Einzelbetrachtung der histopathologischen Befunde waren bei den Tieren mit Eisenspeicherung und mit Nierenamyloidose signifikante Unterschiede zu der Gruppe A bei den gemessenen Dichten feststellbar. Bei den Tieren mit Eisenspeicherung gab es bei der 5 min Kontrastmittelaufnahme signifikante Unterschiede zur Gruppe A. Die Tiere mit Eisenspeicherung zeigten eine verlangsamte Ausscheidung und eine Tendenz zur Dichtewerterhöhung. Bei den Tieren mit Nierenamyloidose gab es bei der Nativaufnahme signifikante Unterschiede zur Gruppe A und die Tiere zeigten eine Tendenz zur Dichtewerterniedrigung. Erstmalig wurden somit Referenzbereiche für computertomographisch erhobene Nierendichten von Falken etabliert, die sich als Diagnostikum zu eignen scheinen. Dies bedarf aber weiterer Untersuchungen an nierenkranken Falken. In der endoskopischen Untersuchung zeigten alle Tiere mit Nierenamyloidose, Atherosklerose, Glomerulonephritis und Herdnephritis auch endoskopisch feststellbare Nierenbefunde. Bei den Tieren mit Eisenspeicherung in den Nierentubuli hatten vier der sieben Tiere endoskopisch feststellbare Nierenveränderungen (Nierenschwellungen und/oder gelblich-weiße Ablagerungen). Bei den endoskopisch feststellbaren Nierenschwellungen gab es signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen A und B. Demnach ist die endoskopische Kontrolle auf Nierenschwellungen von besonderer Bedeutung. Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit zeigen, dass zum jetzigen Zeitpunkt die Endoskopie, in Kombination mit der Nierenbiopsie und der anschließenden histpathologischen Untersuchung, die geeignetste Methode ist, um Nierenveränderungen am lebenden Vogel zu diagnostizieren. Die vorliegende Arbeit liefert mit den ermittelten Referenzbereichen für die Nierendichte und mit dem gebildeten Nierenlänge- Sternum-Ratio die Grundlage, um die computertomographische Untersuchung der Nieren von Falken aufzubauen.