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Einleitung: Viele Zeckenarten sind potenzielle Vektoren verschiedener für
den Hund pathogener Infektionserreger. In Deutschland weit verbreitet
sind Ixodes (I.) ricinus, I. hexagonus und Dermacentor reticulatus. Ziel: Um Informationen über die Gefährdung Berliner Hunde durch zeckenübertragene
Infektionserreger zu gewinnen, sollten von Hunden abgesammelte Zecken
auf das Vorkommen der vier Erregergruppen Babesia spp., Rickettsia
spp., Anaplasmataceae und Borrelia spp. untersucht werden. Außerdem
sollte der Scutal Index (SI) als Maß für die Dauer der Blutmahlzeit einer Zecke
bestimmt werden. Material und Methoden: Die Zecken stammten aus
einer Umfrage- und Sammelstudie, durchgeführt im Zeitraum März 2010
bis April 2011 an der Klinik für kleine Haustiere der Freien Universität Berlin.
Es wurden Studienteilnehmer mit ihren Hunden aus Berlin und Umgebung
akquiriert. Zecken der Spezies I. ricinus, D. reticulatus und I. hexagonus
wurden durch die Besitzer von den Hunden abgesammelt. Als Maß für
die Dauer der Blutmahlzeit wurde der SI von 1695 Zecken ermittelt. Der Erregernachweis
fand bei 1255 Zecken mittels PCR und Sequenzierung oder
High Resolution Melting Curve Analysis statt. Ergebnisse: Über 40% von
I. ricinus und über 60% von D. reticulatus wurden aufgrund der SI-Ergebnisse
erst nach ca. zweitägiger Blutmahlzeit gefunden und entfernt. Weibliche
Zecken wiesen einen signifikant höheren SI auf als männliche Zecken.
Es gab einen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen Felllänge
der Hunde und SI für die Spezies D. reticulatus, weiterhin bestand eine positive
Korrelation zwischen dem SI und der Wahrscheinlichkeit enthaltener
Infektionserreger in Zecken. Die Prävalenzen für Babesia spp. lagen je nach
Zeckenspezies bei 0-3%, für Rickettsia spp. bei 39-61%. Für Anaplasmataceae
wurden in I. ricinus und I. hexagonus Prävalenzen in einer Höhe von
ca. 11% ermittelt. Borrelia spp. fanden sich in ca. 10% der untersuchten I. ricinus
und I. hexagonus. Sequenzierungsergebnisse lieferten unter anderem
den Nachweis von Candidatus Neoehrlichia mikurensis und Borrelia miyamotoi.
Schlussfolgerungen: Unzureichende Prophylaxemaßnahmen können
zu einem hohen Zeckenbefall bei Hunden führen. Die Untersuchungen
des Scutal Index ergaben, dass Zecken häufig zu spät von den Hunden entfernt
werden. In den abgesammelten Zecken wurden verschiedene Infek -
tionserreger entdeckt, wobei insbesondere die Prävalenzen von Rickettsia
spp. im Vergleich zu früheren Studien hoch, die von Borrelia spp. dagegen
niedrig waren. Neben bereits beschriebenen Erregern wurden durch die
Speziesdifferenzierung für den Raum Berlin neuartige Erreger wie B. miyamotoi
und Candidatus Neoehrlichia mikurensis nachgewiesen, wobei Letzterer
als pathogen für den Hund gilt.