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Einleitung: Bei vielen Entzündungen des zentralen Nervensystems (ZNS)
beim Hund können Erreger nicht nachgewiesen werden. Sie werden daher
als Entzündungen unbekannter Genese bezeichnet. Immunpathologische
Untersuchungen lassen vermuten, dass ein Antigen eine autoimmune Reaktion
auslöst („Hit-and-Run-Prinzip“). Um die Ätiologie näher zu charakterisieren,
wurde Serum auf Antikörper gegen Erreger von kaninen vektorübertragenen
Erkrankungen (CVBD) und Blut und Liquor cerebrospinalis
auf CVBD-Erreger-DNA hin untersucht. Studienziel war zu untersuchen,
inwieweit CVBD-Erreger Meningitiden und Enzephalitiden unbekannter
Genese beim Hund in Deutschland auslösen oder Teil einer multifaktoriellen
Ätiologie sind. Methoden: Im Zeitraum von Dezember 2009 bis November
2011 wurden 66 Hunde in die prospektive multizentrische Studie
aufgenommen. Die Hunde wurden in drei Gruppen eingeteilt: 1) Kontrollgruppe
mit nichtentzündlichen ZNS-Erkrankungen (z.B. Diskopathie) (n =
21), 2) Hunde mit Verdacht auf Meningoenzephalitis unbekannter Genese
(MUE) (n = 22) und 3) Hunde mit steroidresponsiver Meningitis-Arteriitis
(SRMA) (n = 23). Es erfolgten PCR-Untersuchungen auf Anaplasma phagocytophilum,
Ehrlichia canis (bei Aufenthalt in endemischen Gebieten bzw.
bei unbekannter Herkunft, n = 28) und Bartonella spp. in Liquor und EDTA-
Blut sowie serologische Untersuchungen auf E. canis (IFAT) und Borrelia
burgdorferi sensu lato (IFAT, bzw. C6-ELISA bei IFAT-Antikörpertiter
1 : 128). Der Gruppenvergleich wurde mit einer univariaten einfaktoriellen
Varianzanalyse (ANOVA) durchgeführt. Als statistische Software diente
SPSS 17.0 für Windows (SPSS Inc., USA). Ergebnisse: Bei keinem Hund
wurde DNA der untersuchten Erreger im Liquor nachgewiesen. Die PCRUntersuchung
auf A. phagocytophilum im Blut war bei 4 Hunden aus der
SRMA-Gruppe positiv. Bei keinem Hund war die E.-canis-PCR bzw. der
Antikörpernachweis in Blut bzw. Serum positiv. Bei einem Hund aus der
SRMA-Gruppe wurde B.-henselae-DNA im Blut nachgewiesen. Der Antikörperspiegel
(IFAT) gegen B. burgdorferi sensu lato lag bei 14 Hunden bei
1 : 128, wobei es keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen
gab. Bei 2 Hunden (MUE-Gruppe) wurde ein erhöhter C6-Antikörper-
Spiegel gegen B. burgdorferi sensu lato (> 10 U/ml) gemessen. Schlussfolgerungen:
Es konnte kein Zusammenhang zwischen dem Vorhandensein von E.-canis- oder B.-henselae-DNA oder einem erhöhten Antikörperspiegel gegen
E. canis und B. burgdorferi sensu lato und entzündlichen ZNS-Erkrankungen
gezeigt werden. Erwähnenswert ist, dass 17% der Hunde mit SRMA
im EDTA-Blut PCR-positiv für A. phagocytophilum waren, was weiterer Untersuchungen
bedarf.