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Einleitung: Bei der primären IHA (pIHA) werden Autoantikörper ohne erkennbaren
Grund gegen unveränderte Erythrozyten (Ec)-Membranen gebildet
(Ausschlussdiagnose), bei der sekundären IHA (sIHA) liegt ein anderer
Stimulus für die Antikörperbildung vor (z. B. Infektionserkrankungen,
Neoplasien). Die Kombination einer pIHA und einer primären immunbedingten
Thrombozytopenie wird als Evans-Syndrom bezeichnet. Ziel der
Studie war die retrospektive Auswertung der Krankengeschichten von
Hunden mit pIHA/Evans-Syndrom (Zeitraum 2003-2011). Der Schwerpunkt
lag auf der Letalitäts- und Komplikationsrate innerhalb der ersten 14
Tage nach Vorstellung. Material und Methoden: Es wurden alle Hunde erfasst,
bei denen im Untersuchungszeitraum ein direkter Coombs-Test (CT)
durchgeführt wurde (n = 366). Einschlusskriterien waren: Hämatokrit
(Hkt) < 0,35 l/l, positiver CT oder negativer CT bei Vorliegen von Ec-Agglutination
und Sphärozytose, Ausschluss sekundärer Ursachen einer IHA.
Ausgewertet wurden die ersten 14 Behandlungstage. Ergebnisse: Der CT
war bei 187 Hunden positiv, bei 177 Hunden negativ und bei 2 Hunden
nicht auswertbar (persistierende Ec-Agglutination). Bei 134 Hunden wurde
eine pIHA vermutet (CT positiv: 113, CT negativ: 19, nicht auswertbar: 2).
Ein Evans-Syndrom lag bei 18 von 57 getesteten Hunden vor. Die Hunde
gehörten 47 verschiedenen Rassen an, Mischlinge (24) und Cocker-Spaniel
(15) kamen vermehrt vor. Das Alter lag zwischen 0,4 und 14 Jahren (Me -
dian [M] 7 J.). 73 Hunde waren weiblich, 61 männlich. Bei Vorstellung lag
der Mikro-Hkt zwischen 0,06 und 0,30 l/l (M 0,15 l/l). 124 der 134 Hunde
wurden über mindestens 14 Tage kontrolliert; 13 der 124 Hunde wurden
euthanasiert, 9 verstarben. Innerhalb der ersten 14 Tage traten bei 97 Hunden
(72%) diverse Komplikationen bzw. Nebenwirkungen der Therapie auf
wie disseminierte intravasale Koagulation (39), Verdacht auf Thromboembolie
(8), Vomitus (65), Diarrhö (10), Hämaturie (27), Meläna (16), Aszites
(7), Phlebitis (7), Pankreatitis (4), Arrhythmien (2), Thoraxerguss (2), bakterielle
Zystitis (2), Hyphäma (2), Cholangitis (1), septische Arthritis (1),
Perikarderguss (1), Hämatom (1) und Sepsis (1). Schlussfolgerungen: Die
pIHA war in den ersten 14 Tagen mit einer hohen Komplikations-/Nebenwirkungsrate
(72%) (insbesondere infolge von Gerinnungsstörungen, gastrointestinalen
Störungen) verbunden. Die Letalitätsrate (18%) lag unter
den Werten früherer Studien. Dies könnte auf individuell angepasste Behandlungsprotokolle
sowie den intensiven Einsatz von Blutprodukten zurückzuführen
sein. Zudem wurden zahlreiche Hunde (47%) nicht überwiesen/
vorbehandelt, sodass im Gegensatz zu anderen Studien eventuell auch
mildere Fälle in die Auswertung eingingen.