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Einleitung: Eine normovolämische Hypernatriämie ist eine selten vorkommende
Elektrolytverschiebung, die bei plötzlichem Auftreten mit einer lebensbedrohlichen
Plasmahyperosmolalität einhergehen kann. Die häufigste
Ursache ist ein angeborener oder erworbener Diabetes insipidus. Fall -
beschreibungen: Zwei Hunde (11-jähriger Riesenschnauzer, mk; 7-jähriger
Appenzeller Sennenhund, w) und eine Katze (3 Monate, EKH, w) mit Hypernatriämie
wiesen Polyurie/Polydipsie, Bewusstseinsstörungen (Lethargie,
Stupor) und Ataxie auf. Die Natriumkonzentration im Plasma reichte
von 163-185 mmol/l (Ref. Hund: 140-150, Katze: 145-158). Die Plasmaosmolalität
betrug 364 und 411 mOsm/kg bei den Hunden (Ref. 290-310)
bzw. 445 mOsm/kg bei der Katze (Ref.: 290-330), bei gleichzeitig niedriger
Harnosmolalität (353-720 mOsm/kg, Ref. Hund: 50-2800, Katze: 50-3000).
Nach Ausgleich der Dehydratation bzw. Hypovolämie mit Ringerlaktat-Lösung
lag eine normovolämische Hypernatriämie vor. Es wurde eine hypoosmolare
Lösung (Ringerlaktat mit Glukose 5% 1:2) verabreicht, was nur zu
einer geringgradigen Reduktion der Natriumkonzentration im Plasma
führte. Beide Hunde wiesen einen Hyperkortisolismus auf. Eine Computertomographie
bzw. eine pathologische Untersuchung bestätigten das Vorliegen
hypophysärer Makroadenome. Beide Hunde wurden euthanasiert. Die
Katze entwickelte die Hypernatriämie vermutlich infolge eines Schädel-
Hirn-Traumas. Die Laborwerte und die klinischen Symptome normalisierten
sich innerhalb von 3 Tagen bzw. 2 Wochen. Diskussion: Die Hypernatriämie
der beschriebenen Patienten entstand sehr wahrscheinlich infolge
einer Dysfunktion der Hypothalamus-Hypophysen-Achse. Eine Kompres -
sion des Hypothalamus, eine Dysfunktion der Osmorezeptoren im Hypothalamus
oder eine verminderte Freisetzung von Vasopressin aus der Hypophyse
können Ursache für einen erworbenen zentralen Diabetes insipidus sein.