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Ziel der Studie war es, anhand klinischer, verdauungsphysiologischer und immunologischer Parameter und anhand des Einflusses der Intervention auf die Mikrobiota des Verdauungstraktes die Effizienz des Probiotikums als (unterstützende) Therapie bei Hunden mit chronischer Enteropathie zu evaluieren. Dazu wurden an drei verschiedenen Einrichtungen über zwei Jahre 32 Hunde rekrutiert, die eine chronische oder chronisch intermittierende Diarrhoe aufgrund einer chronisch entzündlichen Erkrankung des Dünn- und/ oder Dickdarmes aufwiesen. Es handelte sich um eine doppelblinde, plazebokontrollierte und randomisierte Interventionsstudie, in der die Tiere über einen Zeitraum von 90 Tagen beobachtet wurden. Die Tiere erhielten entweder ein Plazebo oder das aus dem kaninen Gastrointestinaltrakt isolierte Bifidobacterium animalis NCIMB 41199 in einer Dosierung von 1,85-3,20 x 10(hoch9) KbE einmal täglich per os.
Klinische und verdauungsphysiologische Parameter wurden entweder täglich mithilfe von Tagebüchern erhoben (Aktivität, Appetit, Erbrechen, Kotkonsistenz, Kotabsatzfrequenz, Hämatochezie, Auftreten mukoider Fäzes) oder mithilfe einer klinischen Untersuchung und durch Fragebogen (Körpermasse, Chronic Inflammatory Bowel Disease Activity Index (CIBDAI), Futterakzeptanz, Entwicklung der Erkrankung im Laufe der Studie, Body Condition Score (BCS), Flatulenzen, Borborygmen, Bauchschmerzen, Unbehagen) im Studienzeitraum erfasst (Tage 0, 14, 30, 60, und 90). Die Blutuntersuchungen zu Beginn und Abschluss der Studie umfassten hämatologische und klinisch-chemische Parameter sowie die Bestimmung von Trypsin-like Immunoreactivity (TLI), Cobalamin, Folsäure und C-reaktivem Protein. Im Blut wurden die Anteile verschiedener Lymphozytenoberflächenmarker (CD21, CD5, CD4 und CD8) erfasst. Die Mikrobiota der Fäzes wurde zu Beginn, in der Mitte der Studie und zum Abschluss mithilfe molekularbiologischer Verfahren selektiv charakterisiert.
Der Untersuchungszeitraum wurde in Perioden unterteilt und diese im Gruppenvergleich ausgewertet. Zusätzlich wurden innerhalb der Gruppen Änderungen der verschiedenen Parameter zwischen Beginn und Abschluss verglichen. Unterschiede mit einer Irrtumswahrscheinlichkeit von p<0,05 wurden als signifikant angesehen. Nicht normalverteilte Daten wurden mithilfe des Mann-Whitney-U-Tests, normalverteilte Daten mithilfe des T-Tests ausgewertet.
Es kam in den Gruppen trotz der randomisierten Verteilung der Tiere auf Plazebo- und Probiotikagruppe zu einer unterschiedlichen Gewichtung der Erkrankungsgrade. So wiesen die Hunde der Probiotikagruppe zu Beginn der Studie signifikant höhere CIBDAI-Werte und eine stärkere Veränderung der in den Tagebüchern und Fragebogen dokumentierten Parameter auf als die Hunde der Plazebogruppe.
Es kam in beiden Gruppen im Laufe der Studie zu einer klinischen Besserung, doch während die Hunde der Plazebogruppe im ersten Drittel der Studie häufig signifikant bzw. tendenziell bessere Werte aufwiesen als die Hunde der Probiotikagruppe, war es zwischen Tag 31 und 60 umgekehrt. Im letzten Drittel zeigte zwar die Plazebogruppe signifikant geformtere Fäzes, die übrigen Parameter zeigten keinen Gruppenunterschied. Bei der Auswertung der Fragebögen zeigte die Probiotikagruppe zu Studienabschluss eine geringere Kotabsatzfrequenz und einen günstigeren CIBDAI. Während die Hunde der Probiotikagruppe zu Beginn der Studie numerisch häufiger Kot absetzten als die Hunde der Plazebogruppe, war es in den Perioden 2 und 3 signifikant umgekehrt. Im letzten Studienabschnitt konnte kein Gruppenunterschied mehr festgestellt werden.
Eine signifikante Beeinflussung von Blutparametern oder der immunologischen Parameter konnte nicht festgestellt werden.
Der Einfluss von Bifidobacterium animalis NCIMB 41199 auf die Zusammensetzung der fäkalen Mikrobiota war gering. Das Probiotikum selbst konnte zu Beginn der Studie bei keinem Tier und in der Mitte und am Abschluss der Studie ausschließlich in der Probiotikagruppe nachgewiesen werden, sodass von einer zuverlässigen Verabreichung durch die Tierhalter auszugehen war.
Die vorliegenden Daten sind aufgrund der Heterogenität der Patienten sowie der individuell ausgerichteten Behandlungsverfahren nicht zweifelsfrei interpretierbar. Es ergaben sich Hinweise auf eine günstigere Beeinflussung des Krankheitsverlaufs bei Tieren der Probiotikagruppe im Vergleich zur Plazebogruppe. Für weiterführende Untersuchungen wäre es hilfreich, Patienten mit enger definierter Krankheitssituation auszuwählen.