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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Publikationsdatenbank

    Untersuchungen zu Krankheiten bei Fledermäusen der Familie Vespertilionidae in Deutschland (2012)

    Art
    Hochschulschrift
    Autor
    Mühldorfer, Kristin
    Quelle
    Gießen: DVG Service GmbH, 2012 — 98 Seiten
    ISBN: 978-3-86345-128-8
    Verweise
    URL (Volltext): https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/13982
    Kontakt
    Institut für Tierpathologie

    Robert-von-Ostertag-Str. 15
    14163 Berlin
    +49 30 838 62450
    pathologie@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Die Bedeutung der Fledermäuse als potentielle Überträger von humanpathogenen Viren hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten wachsende Aufmerksamkeit erfahren. Während die Mehrzahl der veröffentlichten Infektionsstudien sich mit dem Vorkommen spezifischer zoonotischer Infektionserreger bei Fledertieren beschäftigen, gibt es so gut wie keine Informationen hinsichtlich der für Fledermäuse selbst relevanten Pathogene oder deren Bedeutung als mögliche Todesursache bei einheimischen Fledermausarten. In der hier beschriebenen Studie wurden 486 verstorbene Fledermäuse aus neunzehn verschiedenen europäischen Glattnasen-Fledermausarten (Familie Vespertilionidae) pathologisch, bakteriologisch und virologisch untersucht. Mehr als die Hälfte (54%) der Fledermaustierkörper wiesen entzündliche Veränderungen der Organe auf. Lungenentzündungen (vorwiegend gemischtzellige, interstitielle Pneumonien) waren unabhängig von Fledermausart, Alter und Geschlecht mit insgesamt 40% die bedeutendsten nachgewiesenen Organveränderungen. Mindestens 23% der Pneumonien konnten einer bakteriellen Infektion zugeordnet werden. Neben den Lungenbefunden wurde eine Vielzahl weiterer pathologischer Veränderungen in verschiedenen Organsystemen diagnostiziert und in dieser Promotionsarbeit erstmalig bei Fledermäusen beschrieben.
    Mindestens ein Drittel der entzündlichen Organveränderungen waren die Ursache für eine klinische Erkrankung mit anschließender Todesfolge. Verletzungen (vorwiegend Frakturen und Flughautrisse im Bereich der Flughand) stellten eine weitere wichtige Todesursache dar. Prädation durch Hauskatzen wurde bei annähernd der Hälfte der Tiere als direkte Ursache des Traumas diagnostiziert. Durch die Kombination der histologischen und bakteriologischen Untersuchungsmethoden wurden 22 Bakterienspezies als direkte Krankheitsursache bei Fledermäusen identifiziert, die eindeutig mit entzündlichen Organveränderungen assoziiert waren. Die bakteriellen Krankheitserreger gehörten zu den Familien der Pasteurellaceae, Enterobacteriaceae and Streptococcaceae. Infektionen mit bakteriellen Erregern, die ein zoonotisches humanpathogenes Potential aufweisen (z.B. Salmonella und Yersinia spp.), wurden in Einzelfällen nachgewiesen. Mindestens 12% der untersuchten Fledermäuse verstarben an einer bakteriellen, viralen oder parasitären Infektion. Innerhalb der krankheitsbedingten Sterblichkeiten gab es saisonale und geschlechts- und altersabhängige Unterschiede, die mit Ausbildung der Wochenstuben bei adulten Weibchen und juvenilen Fledermäusen eine höhere Kontaktrate oder Empfänglichkeit für Infektionserreger vermuten lassen.