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Stewart kritisierte die klassische Theorie des Säuren-Basen-Status (SBS) nach Henderson und Hasselbalch und führte 3 primäre Variablen des SBS (PCO2, [SID](=Strong ion difference) und [Atot] (=Acid total) ein. Bei gesunden und kranken
Hunden sollten in der vorliegenden Arbeit vergleichend die diagnostischen Aussagen der Parameter beider SBS-Modelle überprüft werden. In die Studie wurden n=58 klinisch gesunde und drei Fallbeispiele erkrankter Hunde einbezogen. Das Alter der gesunden Tiere betrug 5,0 (2,0-7,0) Jahre (=Median (1.-3. Quartil)). Bei den 3
Fallbeispielen handelt es sich um jeweils 1 Hund mit septischem Schock (1), akuter Nieren- insuffizienz (2) und hypovolämischem Schock (3). Von allen Probanden wurde einmalig venöses Blut entnommen und innerhalb von £30 min auf die SBS Parameter untersucht. Im Blutserum erfolgte die Analyse der Elektrolyte und des Albumins zur Kalkulation der Stewart-Variablen. Bei den klinisch gesunden Hunden ermittelten wir als Grenzen der Referenzbereiche ( x ±1,96×s) für PCO2=3,6-6,5 kPa,[SID3]=33,1-50,9 mmol/l bzw. [SID4]=31,8-49,6 mmol/l und [A-] =8,5-13,1 mmol/l.
Im Fall 1 konnte anhand der Henderson-Hasselbalch- Parameter (⇓pH, ⇓[HCO3-], ⇓[BE] und PCO2 an oberer Referenzgrenze) eine starke metabolische Azidose mit geringer respiratorischer Ursache diagnostiziert werden. Zusätzlich zu dieser Aussage lieferten die Stewart-Variablen mit ⇓[SID3] bzw. ⇓[SID4] infolge ⇑[Cl-] und ⇑[Lactat-] die eigentlichen Ursachen der metabolischen Azidose, wie Elektrolyt-Imbalancen. Im Fall 2 wurde eine mäßige metabolische Azidose mit respiratorischer Kompensation (⇓pH, ⇓[HCO3-], ⇓[BE] und ⇓PCO2) ermittelt. Nur die Stewart-
Variablen mit ⇓[SID3] bzw. ⇓[SID4] infolge ⇑[K+], ⇓[Na+] und ⇑[Lactat-] reflektierten
differenziert die als Folge renaler Malfunktion auftretende azidotische Stoffwechsellage des Patienten. Im Fall 3 lag eine geringe metabolische Azidose(pH-Wert an unterer Referenzgrenze) infolge elektrolytbedingter Störungen (⇓[SID4])
vor.
Die Stewart-Variablen ermöglichen ein tieferes Verständnis von Störungen des SBS, so dass Behandlungsmaßnahmen, z. B. Flüssigkeitstherapie, vorteilhaft überwacht werden können.