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Fachbereich Veterinärmedizin


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    Publikationsdatenbank

    Stewart-Variablen des Säuren-Basen-Status bei Kälbern:
    altersabhängiges Verhalten und Beeinflussung durch eine spontan aufgetretene Diarrhö (2009)

    Art
    Zeitschriftenartikel / wissenschaftlicher Beitrag
    Autoren
    Bachmann, L.
    Berchtold, J.
    Siegling-Vlitakis, C.
    Willing, A.
    Radtke, E.
    Hartmann, H.
    Quelle
    Tierärztliche Praxis : Ausgabe G, Großtiere, Nutztiere
    Bandzählung: 37
    Heftzählung: 6
    Seiten: 365 – 374
    ISSN: 2567-5834
    Kontakt
    Institut für Veterinär-Physiologie

    Oertzenweg 19 b
    14163 Berlin
    +49 30 838 62600
    physiologie@vetmed.fu-berlin.de

    Abstract / Zusammenfassung

    Gegenstand und Ziel: Bisher wird das Stewart-Modell des Säuren-Basen-Status in der klinischen Veterinärmedizin kaum genutzt. Mit eine Ursache dafür sind fehlende Kenntnisse über anerkannte Referenzbereiche der Stewart-Variablen [strong ion difference=SID] und [Acid total=Atot] bei den verschiedenen Tierarten. Außerdem ist bisher wenig über den Einfluss wichtiger Erkrankungen auf die Stewart-Parameter bekannt.
    Material und Methode: Bei n=17 jungen Kälbern (Alter: 1.-28.d) wurden statistisch begründete Referenzdaten für Serum-[SID3, 4] und -[Atot-Pro/-Alb] ermittelt. Außerdem wurde retrospektiv der Einfluss von Kälberdiarrhoe auf die Stewart-Variablen im Experiment (n=39 Kälber; Alter: 5,3±2,5d) und in der klinischen Praxis (n=36 Kälber; Alter: 8,7±5,0d) untersucht.
    Ergebnisse: Gesunde Kälber besitzen in der 1. Lebenswoche mit den Serum-[SID3/4] von etwa 51/48mmol/l um 2-3mmol/l signifikant höhere Werte als ältere Tiere. Infolge des postnatalen Anstiegs von Serumalbumin erhöhen sich die Serum-[Atot-Alb] der Kälber von etwa 15 mmol/l (1.d) auf Werte von 22mmol/l (28.d). Aus den Stewart-Variablen PvCO2, Serum-[SID4] und -[Atot-Pro] ließ sich der Blut-pH mit der Differenz von 0,063±0,0336 gegenüber den gemessenen Werten vorhersagen. Spontan auftretender Durchfall senkt bei Kälbern die Serum-[SID3, 4] auf etwa 40mmol/l (überlebende Tiere) oder ante mortem auf noch niedrigere Werte.
    Schlussfolgerung: Die metabolische Azidose durchfallkranker Kälber ist nach dem Stewart-Modell auf die Imbalancen der starken Elektrolyte Na+ und Cl- (SID3↓), die Anhäufung von Blut-Laktat- (SID4↓) sowie die Dehydratation (Atot↑) zurückzuführen. Eine erfolgreiche Therapie der Azidose muss die erniedrigten Serum-[SID] anheben und durch Flüssigkeitszufuhr die Euhydratation mit physiologischer Serum-[Atot] herbeiführen.
    Klinische Relevanz: In oralen und parenteralen Rehydratationslösungen können die Werte für [SID] und [Atot] leicht ermittelt und vorteilhaft zur prospektiven Wirksamkeitsbeurteilung der Lösungen gegen die Azidose bei durchfallkranken Kälbern genutzt werden.