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Die Luxatio patellae congenita (LPC) ist eine der häufigsten erblichen
Erkrankungen des Hundes und ein großes züchterisches Problem.
Charakterisiert ist die LPC durch eine Verlagerung der Patella
über den medialen oder/ und lateralen Rollkamm der Trochlea ossis
femoris. Bestimmte Weichteil- und Knochendeformitäten sind
mit einer LPC assoziiert. Diese sehr verschiedenen Deformitäten bedingen
mit Ausnahme der Trochleahypoplasie eine seitliche Zugrichtungsabweichung
des M. quadriceps femoris. Die Zugrichtungsabweichung
und die Trochleahypoplasie sind zwei unterschiedliche
Mechanismen. Die Bestimmung von Luxationsrichtung
und Grad unterliegt klinischen subjektiven Untersuchungskriterien.
Ziel dieser Arbeit war, mit der Computertomographie die Knochenund
Weichteildeformitäten bei der LPC zu studieren.
Es wurden Trochleatiefe und Zugrichtungsabweichung des M.
quadriceps femoris gemessen und in Beziehung zum Luxationsgrad
gesetzt, um prognostische und therapeutische Kriterien abzuleiten.
In die Studie wurden Hunde mit LPC und kniegesunde Hunde als
Kontrollen aufgenommen. Die Hinter-gliedmaßen wurden entsprechend
den VDH Vorgaben orthopädisch und das Tier prae- sowie
postoperativ computertomographisch untersucht. Dies wurde mit einem
modernen Multislice-Spiral-CT der Firma General electric vorgenommen.
Bei diesem State-of-the-art-Gerät handelte es sich um
ein 4-Schicht-Gerät. In die Studie gingen 105 Hunde ein. Ausgewertet
wurden 61 Patienten (107 Extremitäten) und 44 Kontrolltiere
(88 Extremitäten).
Die Luxationsrichtung war bei 80 Extremitäten (74,8%) nach
medial, bei 20 (18,7%) nach lateral und bei 7 (6,5%) konnte die Patella
sowohl nach medial als auch nach lateral luxiert werden. Bei 46
Hunden bestand eine beidseitige Luxation. Im Patientengut waren
die Gradeinteilungen an 20 Extremitäten (18,7%) Grad 1, Grad 2 an
47 (43,9%), Grad 3 an 25 (23,4%) und Grad 4 an 10 (9,3%) festzustellen.
Grad 1 und 2 waren gleichzeitig an einer Extremität an
5 Gliedmaßen (4,7%) zu diagnostizieren. Der Q-Winkel wich bei
Grad-1-Patienten im Median mit 14,19°, bei Grad-2-Patienten mit
14,67°, bei Grad 3 mit 24,03° bei Grad-4-Patienten mit –4,87 ab.
Post operationem war der Q-Winkel im physiologischen Bereich
korrigiert. Die Trochleatiefe erreichte bei Grad-1-Patienten im Median
1,6 mm, bei Grad 2 1,5mm, bei Grad 3 1,4 mm. Bei Grad-4-Patienten
war die Trochlea häufig aufgrund einer Pseudotrochlea nicht
zu bestimmen. Mit den Messungen an Kontrolltieren ließen sich die
Angaben zum physiologischen Q-Winkel nach Kaiser (1999) bestätigen.
Unterschiede im Q-Winkel und der Trochleatiefe konnten im
Vergleich der einzelnen Luxationsgrade aufgezeigt werden. Mittels
CT kann eine objektive präoperative Beurteilung der Schwere der
Erkrankung und der Operationsplanung erfolgen, was für den Chirurgen
eine große Hilfestellung sein kann.