Koserstr. 20
14195 Berlin
+49 30 838 75784
anatomie@vetmed.fu-berlin.de
Interfragmentäre Bewegungen haben auf den Verlauf und das Muster der Knochenheilung einen entscheidenden Einfluss. Zur gezielten Erforschung der Folgen interfragmentärer Scherbewegungen wurden in dieser Studie zwei identische externe Fixateure mit unterschiedlicher Schersteifigkeit am Schafmodell getestet. Der Heilungsverlauf mittels Fixateur externe versorgter osteotomierter Tibiae wurde anhand ausgewählter Zeitpunkte (zwei, drei, sechs und neun Wochen) nachvollzogen und der jeweilige Stand der Knochenheilung zwischen den Gruppen mit unterschiedlicher Fixation verglichen. Die histologische und histomorphometrische Auswertung der Tibiapräparate standen im Vordergrund dieser Studie. Insgesamt gingen 64 Tiere in die Untersuchung ein. Jeweils 32 Schafe wurden mit rigidem bzw. weichem Fixateur externe (geringere Schersteifigkeit) versorgt. Nach Montage der Osteosynthese wurde eine standardisierte Tibiaosteotomie mit Distraktion der Fragmente um drei Millimeter durchgeführt. Nach Euthanasie der Tiere zur jeweiligen Standzeit (zwei, drei, sechs oder neun Wochen post operationem) wurden radiologische, biomechanische, histologische und histomorphometrische Untersuchungen durchgeführt. Zwei Wochen post operationem wurde hinsichtlich der Knochenheilung kein Unterschied zwischen beiden Gruppen festgestellt, was den Schluss zu lässt, dass die Knochenheilung zu diesem Zeitpunkt größtenteils unbeeinflusst von den mechanischen Gegebenheiten stattfindet. Bereits drei Wochen post operationem hatte in der Gruppe mit rigidem Fixateur externe die Gesamtkallusfläche das Maximum erreicht und nahm anschließend tendenziell ab. Die biomechanischen sowie histologischen und histomorphometrischen Ergebnisse zeigten nach sechs Wochen eine fortgeschrittenere qualitativ hochwertigere Knochenheilung unter rigider Fixation. Die Gesamtkallusfläche in der Gruppe mit weicher Fixation war sechs Wochen post operationem noch auffallend größer und bindegewebsreicher als in der rigiden Gruppe. Nach neun Wochen kam es zur Annäherung der histologischen Ergebnisse beider Gruppen, wobei der knöcherne Kallusdurchmesser sowie die Gesamtkallusfläche unter weicher Fixation immer noch wesentlich größer waren als unter rigider Fixation. Zum neun Wochen Zeitpunkt hatten beide Gruppen einen qualitativ ähnlichen Kallus, was zu ähnlich guten biomechanischen Ergebnissen führte. Die Ergebnisse zeigen, dass etwas größere interfragmentäre Scherbewegungen die Knochenheilung initial wenig beeinflussen, dafür aber im Heilungsverlauf, v.a. im Bereich der dritten und sechsten Woche, zur verzögerten Heilung und schlechterer Kallusqualität führen können. Die relativ rigide Konstruktion beider Fixateure ermöglichte das komplikationslose Ausheilen der Osteotomie bei allen Tieren zum neun Wochen Zeitpunkt.